Ausstellung „Russian War Crimes“ an der Humboldt-Universität

HU-Studierende und Mitarbeiter protestieren gegen Aufrüstung und Kriegspropaganda

Am Donnerstag und Freitag sprachen Mitglieder der International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) an der Humboldt-Universität mit Studierenden und Passanten über die Ausstellung „Russian War Crimes“, die über zwei Wochen hinweg im Foyer des Hauptgebäudes der Universität ausgestellt wurde. Die Ausstellung hat keinen wissenschaftlichen Wert, sondern dient dazu, die russische Seite zu dämonisieren und den grauenhaften Stellvertreterkrieg in der Ukraine mit weiteren Waffenlieferungen zu befeuern.

Das Flugblatt, das die IYSSE-Mitglieder verteilten, erläuterte, dass die Ausstellung der „abnehmenden Unterstützung für Waffenlieferungen“ entgegenwirken solle, um „mehr und viel schneller Waffen“ an das ukrainische Militär zu liefern. Dies hatten HU-Präsidentin Julia von Blumenthal, eine ehemalige Professorin der Bundeswehr, und der ukrainische Multimilliardär Viktor Pintschuk, der die Ausstellung finanziert, bei der Eröffnung erklärt. Pintschuk gilt in der Ukraine als zweitreichster Oligarch, der durch die Privatisierung von Staatseigentum zu Reichtum gekommen und bestens mit den westlichen Eliten vernetzt ist.

Gregor Link spricht über die Ausstellung "Russian War Crimes" an der HU

Die IYSSE warnten, dass sich der deutsche Militarismus nach seinen Verbrechen in zwei Weltkriegen erneut anschickt, die Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen, um Russland eine strategische Niederlage zuzufügen. Um diese Ziele zu erreichen, nehmen die deutschen Eliten auch die Gefahr eines Atomkrieges willentlich in Kauf. Nachdem HU-Professoren wie Jörg Baberowski und Herfried Münkler seit Jahren eine zentrale Rolle dabei spielen, diese Politik ideologisch vorzubereiten, stellt sich die Humboldt-Universität mit dieser Ausstellung als Gesamtinstitution ganz offen in den Dienst der deutschen Kriegspolitik.

Studierende, mit denen die IYSSE-Mitglieder sprachen, zeigten sich „schockiert“ und empört, als sie von den Hintergründen der Ausstellung erfuhren. Viele bedankten sich für die Aufklärung und Kritik der IYSSE an der Ausstellung, darunter auch eine ältere Passantin, die erklärte: „‚Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin‘ – das ist meine Haltung.“ Ein Student zeigte sich zudem verstört darüber, dass die Ausstellung im Eingangsbereich der Universität eingerichtet wurde, wo „jeder Erstsemester hindurch muss und wo es das erste ist, was man von dieser Uni sieht“.

Ein Mitarbeiter der Universität trat auf die IYSSE-Mitglieder zu, um ihnen mitzuteilen, dass er „mit jedem Wort in dem Flugblatt übereinstimme“. Er warnte, dass die Universitätsleitung versuchen könnte, die Flyer zu verbieten, obwohl die IYSSE seit vielen Jahren im StuPa der HU vertreten sind. „Wenn man die Bilder googelt, ist jedes Dritte davon fake“, vermutete er. Die IYSSE-Mitglieder erklärten, dass die Bilder in jedem Fall eng mit dem ukrainischen Militär abgestimmt seien und die Kriegspolitik der Bundesregierung unterstützen sollen.

Im Gespräch mit den IYSSE-Mitgliedern kritisierten viele weitere Studierende die deutsche Aufrüstung und die Kriegspolitik der imperialistischen Nato-Mächte.

Eine Studentin stellt fest: „Ich glaube, die Interessen der Waffenlobby sind schon ein wesentlicher Faktor in diesem Krieg. Weitere Waffenlieferungen machen es schwierig, den Krieg zu beenden. Es geht auch darum, wie viel Macht wir Deutschen in der Ukraine haben. Denn es übt Macht aus, wenn man in der Lage ist, die Waffenlieferungen zu kontrollieren – hinterher hängt die Ukraine dann von Deutschland ab. Das Geld, was jetzt gekürzt wird, fehlt bei uns und fließt jetzt alles in die Aufrüstung. Ich kann das nicht verstehen.“

„Auch die US-Regierung unterstützt das ukrainische Militär“, sagt Christine, eine Masterstudentin aus den USA. „Ohne diese Unterstützung würde die ukrainische Regierung schon lange nicht mehr existieren. Aber ich denke, es ist problematisch, wenn Deutschland jetzt die Führung übernimmt. Das ist sicherlich nicht im Interesse der Arbeiterklasse in Europa. Mir wäre es lieber, wenn Deutschland seine Mittel in die internationale Zusammenarbeit investieren würde. Ich komme ursprünglich aus Taiwan, auch dort bahnt sich ein Krieg an. Eine internationale Graswurzelbewegung ist der einzige Weg. Ich kann mir keine andere Möglichkeit vorstellen, einen weiteren Weltkrieg zu stoppen.“

Alex, der die Bibliothek der Humboldt-Universität besucht, kommt aus Spanien und arbeitet erst seit wenigen Tagen als Analyst in Berlin. Er sagt: „Ich hinterfrage die deutschen Absichten in der Ukraine. Ich denke, in diesem Krieg geht es um politische und territoriale Interessen, auch gegen Russland. Es gibt andere Wege, den ukrainischen Menschen zu helfen. Die Regierung sollte keine Waffen schicken, sondern Menschen, die vor Ort tatsächlich helfen können.“ Alex fährt fort:

„Ich bin gegen jede militärische Aufrüstung. Es gibt so viel wichtigere Dinge: Gesundheit, Bildung und soziale Absicherung. Es ist immer die Arbeiterklasse, die für den Krieg bestraft wird, sei es in der Ukraine, in Russland oder hier. Der Krieg wirkt sich auf die Preise und den Arbeitsmarkt aus. Diejenigen, die am verwundbarsten sind, sind am meisten betroffen, weil sie am meisten auf soziale Absicherung angewiesen sind. Wenn man Steuergelder benutzt, um das Militär zu finanzieren, haben diese Menschen keine Mittel mehr.“

Omar ist HU-Student und kommt aus den USA. Er sagt: „Dieser Krieg muss gestoppt werden, es geht nur ums Geld. Der Kapitalismus steht hinter dem Krieg. In den USA gibt es ein ganzes Ökosystem aus Rüstungskonzernen und Vertragsnehmern des Pentagons, die von menschlichem Leid profitieren. Dieses System muss auseinandergenommen werden. Es ist obszön, wie viel Geld in die Kriegsmaschinerie fließt – das Geld sollte stattdessen in soziale Projekte investiert werden. Ich stimme eurem Kampf zu, aber es wird ein harter Kampf werden. Reiche Menschen haben in der Geschichte immer von Krieg profitiert.“

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