Vier Immigranten sterben innerhalb von vier Tagen in ICE-Privatgefängnissen

Letzte Woche sind innerhalb von vier Tagen vier Immigranten im Gewahrsam der Einwanderungsbehörde Immigration and Customs Enforcement (ICE) gestorben – alle in Haftanstalten, die von privaten Gefängnisunternehmen betrieben werden. Drei starben in Gefängnissen der GEO Group, der vierte in einem von CoreCivic betriebenen Gefängnis.

Demonstranten und Sicherheitspersonal vor der Delaney Hall, einer neu eröffneten Hafteinrichtung für Immigranten in Newark (New Jersey), am 7. Mai 2025 [AP Photo/Seth Wenig]

Die vier stammten aus vier verschiedenen Ländern: Jean Wilson Brutus (41) aus Haiti starb am 12. Dezember, Delvin Francisco Rodriguez (39) aus Nicaragua am 14. Dezember, Fouad Saeed Abdulkadir (46) aus Eritrea am 14. Dezember und Nenko Stanev Gantchev (56) aus Bulgarien am 15. Dezember.

Laut veröffentlichten Berichten der ICE starben alle vier plötzlich an Beschwerden, die von Brustschmerzen bis hin zu Diabetes reichten. Brutus starb am Tag nach seiner Ankunft in der GEO-Group-Einrichtung in Newark (New Jersey). Abdulkadir starb nach 215 Tagen im Gewahrsam der ICE im Moshannon Valley Processing Center in Philippsburg (Pennsylvania), das ebenfalls von der GEO Group betrieben wird. Nur drei Tage vor seinem Tod hatte er Klage vor einem Bundesgericht eingereicht und einen Eilantrag auf Habeas Corpus gestellt, u.a. wegen unzureichendem Zugang zu medizinischer Versorgung.

Gantchev lebte seit über einem Vierteljahrhundert in den USA, war mit einer US-Staatsbürgerin verheiratet und hatte deshalb dauerhaften Aufenthaltsstatus beantragt. Er starb im GEO Group North Lake Processing Center in Baldwin (Michigan) im Norden der unteren Halbinsel.

Rodrigez wurde in einem Krankenhaus in Natchez (Mississippi) für tot erklärt. Zuvor hatte das Personal des Adams County Detention Center, das von CoreCivic im Auftrag der ICE betrieben wird, ihn bewusstlos und ohne Puls aufgefunden.

Das Folkston ICE Processing Center, ein Privatgefängnis in Folkston (Georgia), das im Auftrag der US Immigration and Customs Enforcement von der GEO Group betrieben wird, am 28. Juli 2025 [AP Photo/Mike Stewart]

Eunice Cho, die Chefberaterin des National Prison Project der Americal Civil Liberties Union (ACLU), erklärte gegenüber der Washington Post: „Vier tote Häftlinge in einer Woche sind eine akute Krise. … Für mich steht außer Frage, dass das eine klare Verschlechterung der medizinischen Versorgung und der Bedingungen in ICE-Einrichtungen bedeutet.“

Die ICE behauptete vor kurzem, dieses vergangene Jahr seien „weniger als ein Prozent der Insassen in Gewahrsam gestorben“, und erklärte stolz, dies sei „der niedrigste Wert in der Geschichte der ICE“. Angesichts der Tatsache, dass die Gesamtzahl der Immigranten im Gewahrsam der ICE mittlerweile bei über 66.000 liegt, bedeutet die Prahlerei mit „weniger als ein Prozent“, dass sich die ICE damit zufrieden gibt, wenn in diesem Jahr weniger als 660 Immigranten sterben.

Sowohl die Statistik als auch die Prahlerei der ICE deuten auf die bewusste Gleichgültigkeit gegenüber dem physischen Überleben der inhaftierten Immigranten hin, die im Unterdrückungsapparat der US-Regierung herrscht. Durch die Dämonisierung von Immigranten durch Trump und hohe Regierungsvertreter wie den stellvertretenden Stabschef Stephen Miller und Heimatschutzministerin Kristi Noem wird diese Gleichgültigkeit noch weiter angeheizt.

Im Gewahrsam der ICE sind in diesem Jahr bereits mindestens 32 Immigranten ums Leben gekommen. Weitere starben bei der Flucht vor ICE-Agenten oder in Einrichtungen, die nicht im Auftrag der Behörde betrieben werden. Allein im Dezember starben sieben Migranten in ICE-Gewahrsam – der schlimmste Monat in dieser Hinsicht in der jüngeren Geschichte.

Die anderen drei Todesfälle im Dezember waren Francisco Gaspar Andres (48) aus Guatemala, Pete Sumalo Montejo (72) von den Philippinen und Shiraz Fathenali (48) aus Pakistan. Andres starb am 3. Dezember in dem von Acquisition Logistics verwalteten Camp East Montana Detention Facility auf dem Gelände von Fort Bliss nahe El Paso (Texas), Montejo am 5. Dezember in dem von der GEO Group verwalteten Montgomery Processing Center in Conroe bei Houston (Texas), Fathenali am 6. Dezember in dem Privatgefängnis Prairieland Detention Center in Dallas (Texas), das von LaSalle Corrections betrieben wird.

Viele der Einrichtungen, in denen sich diese Todesfälle ereigneten, wurden von Menschenrechtsorganisationen für Immigranten immer wieder wegen schlechter Unterkünfte, schlechtem Essen und schlechtem Zugang zu medizinischer Versorgung oder außergewöhnlicher Brutalität des Personals und der ICE-Agenten kritisiert. So hat sich der Projektleiter der GEO-Einrichtung in Conroe, Charles Siringi, letzte Woche schuldig bekannt, einen Häftling gegen die Wand geschleudert, über den Boden geschleift, gewürgt und seinen Kopf in ein Fenster gestoßen zu haben.

Menschenrechtsorganisationen für Immigranten fordern seit langem die Schließung der GEO-Group-Einrichtung in Phillipsburg (Pennsylvania), in der in den letzten 18 Monaten drei Immigranten ums Leben gekommen sind: Einer beging Selbstmord, die anderen starben angeblich „eines natürlichen Todes“.

Die sadistische Misshandlung von Immigranten begann nicht erst, als Trump im Januar wieder ins Weiße Haus einzog. Die ACLU hatte die Biden-Regierung bereits 2021 aufgefordert, die CoreCivic-Einrichtung in Natchez, in der Delvin Francisco Rodriguez starb, zu schließen. Im Jahr 2024 setzte sie sich für einen ähnlichen Antrag zur Schließung der GEO-Einrichtung in Phillipsburg ein.

Der Fall des 56-jährigen bulgarischen Immigranten Nenko Stanev Gantchev, der seit drei Jahrzehnten in Chicago lebt, wurde aufgrund seines langen Aufenthalts in der Stadt und seiner amerikanischen Ehefrau in den Medien besonders gut dokumentiert. Aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen durch Bundesbeamte möchte sie anonym bleiben.

Sie erklärte vor der Presse: „Ich will, dass die Leute erfahren, was mit ihm passiert ist, mit einem Mann, der 30 Jahre hier gelebt, hart gearbeitet und Steuern bezahlt hat. Sie haben ihn wie ein Tier behandelt, sie waren so grob zu ihm. Sie haben ihn wie einen Mörder behandelt.“ Sie betonte, dass er extrem hart behandelt wurde, obwohl er seit 30 Jahren in den USA lebte, Steuern zahlte und kein Verbrecher war.

Gantchev kam mit einem Studentenvisum nach Chicago. Laut Daten der ICE erhielt er am 17. Mai 2005 den Status eines legalen, dauerhaften Einwohners (LPR). Seit 2008 war er Eigentümer und Leiter eines Fuhrunternehmens namens J&D Boys. Freunde beschrieben ihn als „einen der fleißigsten Arbeiter“, die sie kennen. Doch im Jahr 2009 wurde ihm vom US Citizenship and Immigration Services der Status als LPR aberkannt. Im Jahr 2017 heiratete er eine US-Staatsbürgerin und war zum Zeitpunkt seiner Verhaftung dabei, sich aufgrund dieser Ehe für eine Greencard zu bewerben.

Am 11. Januar 2023 ordnete ein Einwanderungsrichter seine Abschiebung nach Bulgarien an, allerdings wurde er am 23. September zu einem Termin wegen seines Antrags auf eine Greencard vorgeladen. Laut seiner Frau warteten die Agenten offenbar bei dem Termin bereits auf ihn und verhafteten ihn. Das geschah im Rahmen der Operation Midway Blitz, bei der ICE und Border Patrol tausende Einwohner von Chicago bei plötzlichen, schwer bewaffneten Einsätzen auf den Straßen und in Betrieben verhafteten.

Gantchev war einer von hunderten Menschen, deren Freilassung zunächst angeordnet wurde, nachdem die offensichtlich rechtswidrigen willkürlichen Verhaftungen ohne Haftbefehl und mit fingierten Informationen, sowie die Massenverhaftungen von US-Staatsbürgern und legalen Einwohnern als potenzielle Verstöße gegen das Castañon-Nava-Anerkenntnisurteil eingestuft wurden. Doch das Berufungsgericht des 7. US-Gerichtsbezirks blockierte diese Freilassungsanordnung.

Gantchev wurde mitgeteilt, er könnte entweder freiwillig seiner Abschiebung nach Bulgarien zustimmen oder in North Lake bleiben und auf eine mögliche Freilassung gegen Kaution hoffen. Laut seiner Frau beschloss er zu bleiben: „Ich habe ihm gesagt: ,Die Entscheidung musst du treffen, aber bitte lass mich nicht alleine hier‘.“ Zum Zeitpunkt seines Todes wurde sein Antrag auf Kaution noch bearbeitet.

Gantchev litt an Diabetes Typ 2, und seine Familie und Freunde waren ernsthaft besorgt über die medizinische Versorgung, die er in seiner Haft erhielt. Seine Frau erklärte dem I-Team von ABC7, dass ihm keine für seine Erkrankung angemessene Ernährung zur Verfügung gestellt wurde. Sie und Anna, eine Freundin der Familie, erklärten: „Es gab keine spezielle Diät. ... Das Essen, das er erhielt, war nicht geeignet, um seinen Blutzuckerspiegel zu halten.“ Die wenigen Nahrungsmittel, die er erhielt, waren für ihn derart ungeeignet, dass ihm seine Familie Geld schickte, damit er sich zusätzliche Lebensmittel in der Gefängniskantine kaufen konnte.

Gantchevs Frau wusste am Montagabend, dem 16. Dezember, dem achten Hochzeitstag des Paares, dass etwas nicht stimmte, weil der erwartete nächtliche Anruf ausblieb. Als sie auf der Website der ICE nach seinem Namen suchte, wurde angezeigt, dass er freigelassen wurde. Am Morgen des 17. Dezember erfuhr sie von der bulgarischen Botschaft, dass ihr Mann gestorben war.

Laut der offiziellen Darstellung der ICE wurde Gantchev bei einer Routinekontrolle am Abend des 15. Dezembers 2025 nicht ansprechbar auf dem Boden seiner Zelle gefunden. Die ICE erklärte, sein Tod sei „vermutlich auf natürliche Ursachen zurückzuführen“, die offizielle Todesursache werde jedoch noch untersucht. Familienmitglieder erklärten jedoch, sie hätten nur minimale Informationen über den Vorfall erhalten. Anna erklärte gegenüber dem I-Team: „Ehrlich gesagt hat die Familie so gut wie nichts erfahren. Sie glaubten, er sei zusammengebrochen und habe vielleicht einen Herzinfarkt erlitten, und das war‘s. Ansonsten gaben sie [seiner Frau] keine weiteren Informationen. Niemand sonst hat sie angerufen.“

In der unmenschlichen Einrichtung North Lake wird auch der letzte von mindestens vier Jugendlichen der Western International High School (WIHS) in Detroit festgehalten, die in diesem Jahr von der ICE entführt wurden. Mor Ba (19) wurde im Senegal geboren und machte vor kurzem seinen Abschluss an der WIHS. In der Nacht seiner Festnahme schrieb er College-Bewerbungen.

Die dokumentierte Geschichte von Vernachlässigungen und Misshandlungen durch die GEO Group veranlasste die ACLU von Michigan im Juni zu der Warnung, die Wiedereröffnung der Einrichtung stelle „eine schwere Bedrohung für unsere zugewanderten Freunde und Nachbarn in ganz Michigan und dem mittleren Westen“ dar. Diese Warnung hat sich sehr schnell bewahrheitet.

Die Demokraten haben den massiven Ausbau der ICE und der CBP sowie deren technischer Infrastruktur jahrzehntelang unterstützt, die Ausweitung des Abschiebeapparats begünstigt und dabei geholfen, ihn zu normalisieren. Heute fürchten sie, dass sich eine Mobilisierung der Arbeiterklasse auch gegen die Kriegspolitik wenden könnte, und deshalb versuchen sie, den Widerstand zu kontrollieren und einzudämmen.

Zu diesem Zweck besuchte die Kongressabgeordnete Rashida Tlaib am 5. Dezember die Einrichtung North Lake. Sie beschrieb alarmierende Zustände: „Das Essen wird direkt in die Zellen gebracht, und laut Berichten herrschen eiskalte Temperaturen vor. Die Menschen versuchen, unter den dünnen Decken mit Jacken zu schlafen.“ Tlaib berichtete auch von mehreren Selbstmordversuchen, einer davon nur zwei Wochen vor ihrem Besuch. In der Einrichtung sind mehr als 1.400 Häftlinge untergebracht.

Doch all diese Eingeständnisse sind nur von Krokodilstränen und Bekundungen von „tiefer Besorgnis“ begleitet. Der Erlass der Biden-Regierung von 2021 zur Beendigung von Verträgen für private Gefängnisse erwies sich als reine Augenwischerei. Die ICE-Einrichtungen blieben unangetastet und die GEO Group konnte einfach abwarten, bis sich die politische Lage änderte. Das Ergebnis: Eine Einrichtung, die 2022 geschlossen worden war, war innerhalb weniger Monate nach Trumps Rückkehr ins Amt wieder voll betriebsbereit.

Zudem haben die Behörden des Bundesstaats Michigan unter der demokratischen Gouverneurin Gretchen Whitmer aktiv mit der GEO Group zusammengearbeitet, um über das „Michigan Works!“-Programm Personal für North Lake zu rekrutieren und einzustellen. Die lokale Niederlassung half der GEO Group seit 2019 dabei, Jobmessen und Anwerbekampagnen zu organisieren, als die Einrichtung unter ihrem vorherigen Vertrag als Bundesgefängnis wiedereröffnet wurde, und erneut im Jahr 2025 zu Beginn des Vertrags mit der ICE. Shelly Keene, die Geschäftsführerin von „Michigan Works! West Central“, erinnerte sich, dass ihr Büro im Jahr 2019 am frühen Morgen einen Anruf wegen des Vertrags erhielt: „Wir haben alles stehen und liegen gelassen und alles in unserer Macht Stehende für GEO getan.“

Im August 2025 unterzeichneten mehr als 30 Menschenrechtsgruppen für Immigranten einen offenen Brief an Gouverneurin Whitmer, in dem sie aufgefordert wurde, keine Bundesmittel für neue Operationen der ICE anzunehmen und sicherzustellen, dass „Michigan Works!“ nicht mehr mit der GEO Group zusammenarbeitet. Darin hieß es: „Es ist bereits inakzeptabel, dass Michigan Works! der GEO Group Steuergelder und Mittel zuschießt, damit sie sich daran bereichern kann, Familien auseinanderzureißen und unsere Nachbarn mit Migrationshintergrund in Baldwin einzusperren.“

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