Flughafen-Mitarbeiter solidarisch mit rumänischen Ford-Arbeitern

Frank Embelt arbeitet am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen. Er hat ein Solidaritätsschreiben für die Ford-Arbeiter im rumänischen Craiova verfasst, die im Kampf gegen einen Ausbeutervertrag stehen, den der Ford-Konzern und die Gewerkschaftsführung beschlossen haben.

Unsere volle Solidarität dem „wilden“ Streik der Autoarbeiter des Ford-Werks Craiova in Rumänien gegen den faulen Kompromiss ihrer Gewerkschaft. Eigenständigkeit und ein von den korrupten Gewerkschaften unabhängiger Standpunkt sind der einzig mögliche Weg, sich der weltweiten Entwicklung entgegenzustellen.

Was in Rumänien passiert, ist kein Sonderfall, sondern Beispiel für ein internationales Phänomen, mit dem die Arbeiter weltweit konfrontiert sind. Die Konzerne sind global vernetzt und üben dauernd wachsenden Druck auf die Arbeiter aus, spielen sie mithilfe von Politik und Medien gegeneinander aus. Die Gewerkschaften, die das eigentlich verhindern sollten, sind dabei in Wahrheit bessere „Juniorpartner“ des Managements.

Am Frankfurter Flughafen arbeiten viele Menschen im Schichtdienst, schwer körperlich, einige unter kaum Sonnenlicht oder extremen Wetterbedingungen, bei höchster Luftverschmutzung und unter ohrenbetäubendem Lärm, im Umgang mit vielerlei gesundheitsgefährdenden Stoffen, bei hoher Unfallgefahr und unter ständiger Kontrolle, Maßregelung und Zeitdruck durch Vorgesetzte. Die Arbeits-, Aufenthalts- und Toilettenräume sind teilweise unzumutbar.

Trotz dieser Belastungen macht das, was sie dafür als Lohn bekommen, es zunehmend schwierig, überhaupt noch über die Runden zu kommen. Nicht wenige Familien gehen an dieser Konstellation zu Bruch. Leiharbeit bei Tochterunternehmen ist längst der Standard, und Arbeiter der großen Mutterkonzerne geraten durch diverse Umorganisierungen oder Betriebsübergänge längst auch unter steigenden Druck, bewerben sich weg oder retten sich in den Ruhestand.

Seit seiner Privatisierung hat sich der Flughafenbetreiber Fraport AG in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem internationalen Konzern auf steilem Erfolgskurs entwickelt – Arbeitsbedingungen und Löhne der Arbeiter haben sich im gleichen Zeitraum desaströs verschlechtert. Die Gewerkschaften sehen dabei nicht nur zu, sie gestalten diese Maßnahmen sogar mit und segnen sie mehrheitlich ab. Falls sie jemals die Interessen der Arbeiter vertreten haben sollten, haben sie nun längst zur Gegenseite gewechselt.

Das unter den am Flughafen Frankfurt Beschäftigten bekannteste Beispiel dafür ist die Gewerkschaft ver.di, die aus einem Zusammenschluss vieler kleinerer Gewerkschaften entstanden ist. Ohne Scham drohten deren Betriebsräte Mitarbeitern, als sie einen Arbeitskampf in Erwägung zogen, hetzen im Schulterschluss mit Konzern und Industrie gegen streikende Mitarbeiter und inszenieren danach pompöse Alibi-Kurzstreiks für Forderungen im Inflationsniveau, um zuguterletzt noch deutlich darunter abzuschließen.

Der Begriff ver.di ist mittlerweile zum Synonym für Arbeiterfeindlichkeit und Karrierismus unter den Betriebsräten der ansässigen Unternehmen geworden. Lufthansa und Fraport AG schaffen es seit Jahren, die führenden Koalitionen der Betriebsräte unter Regie ihres „Juniorpartners“ ver.di zu stellen, was in Anbetracht des offenkundigen Ausverkaufs der Mitarbeiter durch ver.di nur durch üble Methoden und Manöver möglich ist. So versuchte z.B. der Fraport AG-Arbeitsdirektor Michael Müller im Jahr 2014, durch Zensur den Betriebsrats-Wahlkampf zu beeinflussen und zu verhindern, dass kritische Statistiken über eine besonders hohe Sterblichkeit von Bodenarbeitern auf dem Flughafen im Wahlkampf veröffentlicht wurden.

Es ist unumgänglich, dass sich die Arbeiter über alle Grenzen hinweg international zusammenschließen. Dies gilt für alle, ob Ford-, Auto-, Flughafen- oder Arbeiter anderer Sparten, ob in Rumänien, Deutschland, in den USA oder irgendwo sonst auf der Welt.

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