USA: Bundesstaaten und Counties verheimlichen Corona-Ausbrüche an Schulen

Immer mehr Bundesstaaten und Schulbezirke in den USA gehen dazu über, der Bevölkerung unter dem betrügerischen Vorwand des „Schutzes der medizinischen Privatsphäre“ vorsätzlich Informationen über Ausbrüche von Covid-19 in den wiedergeöffneten Schulen zu verschweigen. Diese Praxis wird u.a. in den Bundesstaaten Maine, Virginia und Oklahoma sowie in Camden County (Georgia) und Orange County (Florida) angewandt. In Tennessee, Louisiana und vielen anderen Bundesstaaten wird die Entscheidung den einzelnen Counties (vergleichbar mit Landkreisen) überlassen, sodass unbekannt ist, wie viele Behörden Ausbrüche an Schulen vor der Öffentlichkeit verschweigen.

Anfang August schrieb der stellvertretende Schulinspektor von Camden County, Jon Miller, nach einem Ausbruch in einer E-Mail an die Schulleitungen des Bezirks: „Positiv getestete Beschäftigte dürfen weder andere Beschäftigte, Eltern ihrer Schüler noch irgendeine andere Person informieren, mit denen sie in Kontakt gewesen sein könnten.“ Der Bezirk hat keinen einzigen Fall öffentlich bestätigt, obwohl das Virus im gesamten Bundesstaat grassiert und es Gerüchten zufolge Infektionen an mehreren Schulen gegeben hat.

Diese kriminelle Vertuschungspolitik hat sich zum Modus Operandi ganzer Industriezweige entwickelt, u.a. der Logistik-, der Auto-, der Fleischverarbeitungs- und der Gesundheitsbranche. Sie stellt das wichtigste Werkzeug der herrschenden Klasse bei der Umsetzung ihrer mörderischen Back-to-Work-Kampagne dar. Wenn die Fälle verheimlicht werden und niemand weiß, ob die eigenen Kollegen infiziert wurden, können die Mächtigen die Wiedereröffnung rechtfertigen, obwohl sich die Pandemie immer schneller ausbreitet.

Die Schulinspektorin von Washoe County, Kristen McNeill, spricht in Sparks (Nevada) mit Schülern, die am 18. August in die Greenbrae Elementary School zurückkehren (AP Photo/Scott Sonner).

Genau wie die herrschenden Klassen in Schweden und vielen anderen Ländern strebt auch die herrschende Klasse in den USA aktiv die Entwicklung einer „Herdenimmunität“ an. Hierzu sollen sich riesige Teile der Bevölkerung infizieren, was zu weiteren massenhaften Todesopfern führen wird. Diese mörderische Politik hat bereits mehr als 180.000 Amerikaner das Leben gekostet. In Schweden haben die Behörden die Schulen bewusst nicht geschlossen, um eine „Herdenimmunität“ zu entwickeln. Deshalb ist die dortige Todesrate pro Kopf fast zehnmal so groß wie im benachbarten Finnland, wo die Schulen und die meisten Unternehmen geschlossen wurden.

Die Kampagne zur Öffnung der Schulen ist mittlerweile das Kernstück der breiteren Kampagne zur Wiederaufnahme der Produktion in den USA und weltweit. Die herrschenden Eliten in den USA, Brasilien, Großbritannien, Deutschland, Australien und immer neuen Ländern sind entschlossen, Lehrkräfte und Kinder zur Rückkehr in unsichere Schulen zu zwingen, um ihre Eltern in ebenso unsichere Fabriken und Arbeitsstätten zu zwingen. Der Präzedenzfall, Ausbrüche von Covid-19 an Schulen in den USA nicht zu melden, wird immense Folgen für die internationale Arbeiterklasse haben.

Seit Ende Juli haben sich in 46 Bundesstaaten nachweislich mehr als 2.800 Schüler und Beschäftigte an mindestens 800 Schulen infiziert. In Florida meldeten Dutzende von Schulen mindestens 1.200 bestätigte Infektionen. In Mississippi meldeten 71 der 82 Counties Ausbrüche von Covid-19 in Schulen, mindestens 200 Schüler und 250 Lehrer wurden im gesamten Bundesstaat positiv getestet.

In Georgia gab es bereits an mindestens 84 Schulen Ausbrüche mit insgesamt 337 bestätigten Fällen. Alleine im Schulbezirk Cherokee County wurden fast 2.500 Schüler und 62 Beschäftigte unter Quarantäne gestellt.

Zweifellos befürchten die Behörden auch, dass die Veröffentlichung von Informationen über neue Ausbrüche die Lehrer und Schüler zu Streiks provozieren wird. Der Kurs auf die Wiedereröffnung der Schulen ist bereits auf enormen Widerstand gestoßen. Seit Anfang Juli gab es Hunderte von Protestveranstaltungen in nahezu allen Bundesstaaten. Letzte Woche organisierte fast die Hälfte aller Lehrkräfte und des Schulpersonals des Bezirks J.O. Combs Unified, einem Vorort von Phoenix (Arizona), einen spontanen Krankheitsstreik.

Die Nachricht, dass Schulbezirke Covid-19-Fälle geheim halten, wurde in Dutzenden der Facebook-Gruppen verbreitet, die sich im Kampf gegen die Schulöffnungen gebildet haben. Ein Mitglied einer Gruppe aus Rhode Island mit mehr als 15.000 Mitgliedern schrieb: „Wenn sie es verheimlichen, sind sie sich bewusst, dass es tödlich sein kann. Ich kann nicht glauben, was hier passiert.“ Ein anderer schrieb: „Damit wird Kontaktverfolgung unmöglich. Absolut verantwortungslos und gefährlich. Leugnen wird eine schlechte Situation nur noch schlimmer machen!“

Letzte Woche hat sich das Educators Rank-and-File Safety Committee gegründet, um den enormen Widerstand gegen die Wiedereröffnung der Schulen und den Angriff auf das öffentliche Bildungswesen zu organisieren. Auf Schulbezirks- und Bundesstaatsebene entstehen von den Gewerkschaften unabhängige Sicherheitskomitees, die die sofortige Bekanntgabe aller bekannten und mutmaßlichen Covid-19-Fälle an allen Schulen und Arbeitsstätten sowie umfassende Test- und Kontaktverfolgungsprogramme fordern. Das ist die Voraussetzung für jeden rationalen Plan zur Eindämmung und Ausrottung des Virus.

Selbst das grundlegendste Recht auf Informationen kann nur durch die unabhängige Initiative von Lehrkräften, Eltern und Schülern gewährleistet werden. Die Lehrergewerkschaften auf allen Ebenen und sowohl die Demokraten wie die Republikaner haben deutlich gemacht, dass sie die Vertuschung dieser wichtigen Informationen unterstützen und alles tun werden, um die Lehrkräfte in den einzelnen Schulbezirken und Bundesstaaten zu isolieren.

Die Lage ist jetzt an einem kritischen Punkt angelangt. Hunderttausende Menschenleben sind in Gefahr. Letzte Woche hat das Heimatschutzministerium auf Anweisung der Trump-Regierung Lehrer und alle Beschäftigten des Bildungswesens stillschweigend als „systemrelevante Arbeitskräfte“ eingestuft. Das Heimatschutzministerium ist die gleiche Behörde, der auch die paramilitärischen BORTAC-Einheiten unterstellt sind, die Trump letzten Monat im Rahmen seiner Vorbereitungen auf die Errichtung einer Präsidialdiktatur nach Portland und in andere Städte geschickt hat.

Durch diese Einstufung der Lehrkräfte ermöglicht es Trump bundesstaatlichen und kommunalen Behörden, sich auf die „nationale Sicherheit“ zu berufen und ihren Unterdrückungsapparat einzusetzen, um Lehrer und Schulbeschäftigte an die Arbeit zu zwingen, selbst wenn sie bekanntermaßen in Kontakt mit einem Covid-19-Infizierten gekommen sind.

Beispielhaft für die Manipulation der Wissenschaft im Interesse der herrschenden Klasse waren die aktualisierten Richtlinien, die die US-Seuchenschutzbehörde (CDC) letzte Woche veröffentlicht hat. Sie sprechen sich für die vollständige Wiedereröffnung der Schulen aus. Wo es zu Ausbrüchen von Covid-19 kommt, empfehlen sie die kurzfristige Suspendierung einzelner Klassen sowie die Absage von Veranstaltungen und außerschulischen Aktivitäten, statt die ganze Schule zu schließen.

Die CDC gibt zwar zu, dass „Kinder aller Altersgruppen anfällig für Infektionen mit Sars-CoV-2 sind“, behauptet aber fälschlicherweise, Kinder „könnten eine Rolle bei der Übertragung spielen“. Dabei haben mehrere umfassende Studien bewiesen, dass Kinder das Virus tatsächlich übertragen. Die CDC kommt zu dem Schluss, dass „Präsenzunterricht im Interesse der Schüler liegt“ und ignorieren dabei, dass die dauerhaften physischen und psychischen Schäden, die Kinder erleiden, wenn sie die Krankheit auf Lehrer, Eltern und Großeltern übertragen, viel größer sind als diejenigen durch die Unterbrechung in Folge des Online-Unterrichts.

Im Kampf für ihre Gesundheit und Sicherheit – und für die sozialen Interessen der großen Mehrheit – müssen sich Lehrkräfte, Eltern und Schüler auf die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse stützen, die beweisen, dass die Schulöffnung eindeutig ein tödliches Vorhaben ist.

Das Educators Rank-and-File Safety Committee arbeitet daran, einen vereinten Widerstand gegen die landesweite Schulöffnungskampagne zu koordinieren. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um beim Aufbau lokaler Komitees in allen Schulen und Nachbarschaften zu helfen und sie mit breiteren Teilen der Arbeiterklasse zu vereinen, um einen landesweiten Generalstreik gegen die Wiedereröffnung der Schulen, die Ausbreitung der Pandemie und für den Schutz von Menschenleben vorzubereiten.

Von der unabhängigen Initiative von Lehrkräften, Eltern, Schülern und der ganzen Arbeiterklasse hängt alles ab. Wir rufen alle, die diese Prinzipien unterstützen, dazu auf, sich an unserer Arbeit zu beteiligen, unsere Stellungnahmen weiterzuverbreiten, unserer Facebook-Gruppe beizutreten und Sicherheitskomitees in ihren Schulen, Arbeitsstätten und Stadtvierteln aufzubauen, um sich auf die kommenden Kämpfe vorzubereiten.

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