Seit Ferienende starke Zunahme der Coronafälle unter Kindern und Jugendlichen

Seit die Regierungen fast aller Bundesländer die Schulen und Kitas wieder uneingeschränkt öffnen, nehmen die Neuinfektionen unter Kindern und Jugendlichen dramatisch zu.

Darauf weist der aktuelle Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hin. Am 25. August erkennt er "einen deutlichen Anstieg der Inzidenz in der Altersgruppe der 15–34-Jährigen, gefolgt von der Altersgruppe der 5–14-Jährigen". Im allgemeinen Lagebericht vom Freitag weist das RKI warnend darauf hin, dass sich vermehrt jüngere Personen infiziert [haben], so dass die 7-Tages-Inzidenz in jüngeren Altersgruppen deutlich höher ist als in höheren Altersgruppen".

Eine RKI-Graphik vom 25. August zeigt den starken Anstieg von Covid-19-Fällen unter Kindern und jungen Menschen

Die steigenden Infektionszahlen unter Jugendlichen gehen mit der stetig steigenden Infektionszahl der Bevölkerung insgesamt einher, bei der mittlerweile die Zahl der Covid-19-Fälle fast täglich um rund 1.500 Neuinfektionen ansteigen. Am gestrigen Freitag wurden erneut 1.571 neue Coronafälle registriert.

Seit dem 17. August haben sich in jeder Woche mehr als 1200 Kinder unter 15 Jahren mit Sars-CoV-2 infiziert. In der zweiten Augustwoche waren es 1216 Kinder und in der dritten Woche 1212 – eine praktische Verdoppelung, da sich in der Zeit davor ungefähr ebenso viele in jeweils zwei Wochen angesteckt hatten. Die Infektionszahlen der Unter-15-Jährigen belaufen sich auf rund dreizehn Prozent aller registrierten Neuinfektionen und entsprechen damit ungefähr dem prozentualen Anteil der unter 15-Jährigen an der Gesamtbevölkerung.

Die Mär, dass Kinder und Jugendliche kaum an Corona erkranken würden, ist damit klar widerlegt. In Wirklichkeit stecken sie sich genauso häufig wie Erwachsene an, Tendenz steigend, und geben das Virus rasch weiter. Die Schulöffnungen in allen Bundesländern sind unter diesen Bedingungen besonders gefährlich.

Nicht überraschend kommt es jetzt auch vermehrt zu Superspreading-Events an den Schulen, von denen viele bereits wieder schließen mussten.

Eine von ihnen ist das Wilhelmstadt-Gymnasium in Berlin-Spandau, wo vor einer Woche elf Corona-Infektionen festgestellt worden sind. Dort wurden bisher zehn Schüler und ein Lehrer positiv auf Covid-19 getestet. Die Schulleitung sah sich gezwungen, die Schule am Montag vorerst für eine Woche zu schließen. In der Vorwoche hatte sich ein Lehrer präventiv testen lassen. Als sein Testergebnis positiv war, ließ der Schulleiter die drei Lerngruppen, mit denen der Lehrer gearbeitet hatte, nach Hause schicken und 120 Personen testen. So wurde die Infektion bei zehn Schülern entdeckt.

Der Fall beweist, dass gerade die Schulöffnungen das Ansteckungsrisiko massiv erhöhen. Um die Schulen offen zu halten, hatten bisher viele verantwortliche Politiker argumentiert, dass an Corona erkrankte Kinder und Pädagogen sich außerhalb der Schulen, vor allem im Zusammenhang mit Reiserückkehrern und Familienfeiern angesteckt hätten. Dies ist hier eindeutig nicht der Fall.

Ein weiterer Ausbruch wurde aus dem hessischen Friedberg bekannt. Dort ist die Wartbergschule, eine Schule für geistig und körperlich behinderte Schüler, nach einer bestätigten Corona-Infektion und „mehreren Verdachtsfällen“ am Mittwoch geschlossen worden. Für 113 Schüler und 50 Beschäftigte ist Quarantäne verordnet worden, und auch Busfahrer könnten betroffen sein.

Je mehr Corona-Ausbrüche es gibt, desto lauter wird jedoch die Propagandamaschinerie in Gang gehalten. Am provokativsten war wohl der Auftritt von Professor Hendrik Streeck in der TV-Sendung Maischberger. Der Bonner Virologe, der immer wieder für die mörderische "Durchseuchung" der Bevölkerung eintritt, erklärte dort ungerührt: „Es kann durchaus sein, dass die Infektionszahlen im Herbst auf das Zehnfache hochgehen.“ Das sei aber "nicht so schlimm", setzte er sofort hinzu, denn die meisten Infektionen würden ja asymptomatisch verlaufen.

Allerdings wird immer deutlicher, dass auch "milde" Verläufe sehr oft dramatische Spätfolgen haben. Eine aktuelle Studie aus Italien hat ergeben, dass von 142 untersuchten Covid-19-Patienten nur jeder achte zwei Monate später beschwerdefrei war. Die meisten litten immer noch unter Erschöpfung, Luftnot und Gelenkschmerzen, wie der NDR am 17. August berichtete. Auch Menschen mit leichten Verläufen, die nicht ins Krankenhaus müssen, erweisen sich sehr oft als von Spätfolgen stark betroffen, von denen niemand weiß, wie lange sie dauern.

Dennoch setzen die Politiker die Öffnung der Einrichtungen gnadenlos fort, obwohl allein der Schulweg in überfüllten Bussen und Bahnen das Ansteckungsrisiko massiv erhöht. In NRW will Ministerpräsident Armin Laschet schon nächste Woche, zum 1. September, die Maskenpflicht an den Schulen aufheben. In der Videokonferenz der Ministerpräsidenten am Donnerstag mit Kanzlerin Merkel wurde beschlossen, Testmöglichkeiten und die Lohnfortzahlung bei Quarantäne deutlich einzuschränken.

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