„Wir werden den Kampf weiterführen“

Volvo-Trucks-Arbeiter trotz Ausverkaufs ihres fünfwöchigen Streiks durch die UAW weiter kampfbereit

Die Arbeiter bei Volvo-Trucks in Virginia, die nach dem Verrat ihres fünfwöchigen Streiks durch die United Auto Workers (UAW) am Montag an die Arbeit zurückkehren, erklären, dass es mit dem Management „einen Kampf geben wird“. Die fast 3.000 Arbeiter des Werks New River Valley in Dublin (Virginia) kehren in zuversichtlicher und militanter Stimmung an die Arbeit zurück, nachdem sie in den letzten vier Monaten zweimal gestreikt und drei – eher vier – von der UAW unterstützte Tarifverträge wegen der darin enthaltenen Zugeständnisse abgelehnt haben.

Letzten Mittwoch behauptete die UAW, ihr auf sechs Jahre ausgelegtes Tarifabkommen sei mit einer Mehrheit von nur 17 Stimmen bei insgesamt 2.369 abgegebenen Stimmen angenommen worden, und beendete den Streik kurz darauf. Da das gleiche Abkommen nur kurz zuvor, am 9. Juli, von fast zwei Dritteln der Arbeiter abgelehnt worden war, ist sie mit zahlreichen Betrugsvorwürfen konfrontiert. UAW-Präsident Ray Curry erklärte dennoch zynisch: „Bei Volvo Trucks war der demokratische Prozess erfolgreich.“

Obwohl einige Arbeiter Ende letzter Woche freiwillig an die Arbeit zurückkehrten, begannen die ersten kompletten Schichten am Sonntagabend und Montagmorgen. Das Management hat deutlich gemacht, dass es das Arbeitstempo an den Produktionsstraßen erhöhen und zahlreiche Überstunden erzwingen will, um die ausgefallene Produktion auszugleichen.

Streikende Volvo-Arbeiter (Quelle: UAW-Ortsverband 2069)

Der Vizepräsident und leitende Manager des Volvo-Trucks-Werks, Franky Marchand, erklärte letzte Woche in einer Stellungnahme: „Wir werden uns jetzt darauf konzentrieren, die Lastwagen so schnell wie möglich an unsere Kunden zu liefern.“ Im „Aufgabenblatt“ eines Supervisors hieß es unter Berufung auf einen Rückstand von Tausenden von Lastwagen: „Die derzeitige Nachfrage nach Lastwagen übersteigt die Kapazität der Industrie für das Jahr 2021 [...] Der Rest des Jahres wird nicht problemlos verlaufen.“

Ein Volvo-Arbeiter erklärte gegenüber der WSWS: „Für den Rest des Jahres wird es wegen der Auswirkungen des Streiks und der Teileknappheit extrem werden. Am Montag werden sich die Arbeiter wieder untereinander austauschen, sehen, was das Unternehmen umsetzt und sich positionieren. Es liegt noch ein langer Weg mit den Bossen vor uns. Sie tricksen immer mit den Zahlen, aber ein Arbeiter, der schon letzte Woche wieder an die Arbeit gegangen ist, hat erklärt, sie hätten Aufträge für 60.000 Lastwagen.

Das bedeutet massenweise Überstunden. Ich bin mir sicher, dass sie versuchen werden, einen Zehnstundentag ohne Überstundenvergütung einzuführen. Dabei haben sie in dem früheren Tarifabkommen, das wir abgelehnt haben, darauf verzichtet. Die UAW hat uns nie den vollständigen Vertrag gezeigt, und sie fügen immer Dinge hinzu, ohne uns das mitzuteilen. Zweifellos werden sie ihnen die Zehn-Stunden-Schichten geben wollen, aber wenn sie das versuchen, würden die Arbeiter nicht mitmachen.

Das Management wird versuchen, die Daumenschrauben anzuziehen, aber es wird nicht wie früher sein. Wenn sie es übertreiben, dann werden die Arbeiter wieder die Arbeit niederlegen. Die Gewerkschaft wird nichts zu sagen haben. Die Funktionäre vom Ortsverband können sich nicht mal in der Hauptversammlung, der Schweißerei oder sonst wo blicken lassen. Volvo hat zwar viele Aufträge, aber kann sie nicht erfüllen. Die Arbeit stand mehr als einen Monat still, und sie haben mindestens 50 bis 60 Millionen Dollar verloren. Sie hätten dieses Geld für einen guten Tarifvertrag für uns ausgeben können, aber das wollten sie nicht.

Die Eigenbeteiligung bei der Gesundheitsversorgung wird 85:15 betragen, bisher waren es 90:10. Das wird meine Familie im Jahr 8.000 bis 10.000 Dollar mehr kosten, und es wird vielen so gehen. Die jungen Arbeiter werden erst nach sechs Jahren den Spitzenlohn bekommen – und es wird noch länger dauern, wenn sie entlassen werden.“

Ein anderer Volvo-Arbeiter erklärte der WSWS: „Ich bin mir sicher, dass wir eine Motivationsrede vom Boss bekommen werden. Die Arbeiter spüren, dass wir die Oberhand haben, vor allem weil das Unternehmen uns so behandelt hat. Wir haben mehr als einen Monat gestreikt, und die Arbeiter wissen, dass uns das gestärkt hat.“

Der Arbeiter lachte verächtlich über Currys Behauptung, die Volvo-Arbeiter hätten einen „demokratischen Prozess“ durchlaufen, um einen Tarifvertrag voller Zugeständnisse zu erhalten. Er erklärte: „Mit Demokratie meint die UAW: Man stimmt solange ab, bis das Ergebnis stimmt.“

Der Arbeiter warnte, Volvo und die UAW könnten den neuen Tarifvertrag im Werk New River Valley benutzen, um Arbeitsplätze abzubauen und den Arbeitern bei Mack Trucks in Pennsylvania, Maryland und anderen Bundesstaaten noch weitere Kürzungen aufzuzwingen, wenn deren Tarifverträge im Jahr 2023 auslaufen – vielleicht auch schon früher. Momentan lackieren die Volvo-Arbeiter Fahrerkabinen, die in das Mack-Trucks-Werk in Macungie (Pennsylvania) geliefert werden, wo die Lastwagen zusammengesetzt werden.

„Entsprechend dem großen Plan verlagern sie im Rahmen des geplanten 400-Millionen-Dollar-Ausbaus des Werks New River Valley die Fertigung in neue Gebäude. Sie werden für Volvo- und Mack-Lastwagen die gleichen Fahrerkabinen benutzen. Wir lackieren sie und verschicken sie nach Norden, nach Pennsylvania. Früher haben wir hier Mack- und Volvo-Trucks gebaut, aber das haben sie wegen Produktionsproblemen eingestellt. Jetzt stecken in den unterschiedlichen Modellen so viele gleiche Teile, dass sie das nochmal machen könnten, um die Kosten zu senken. Sie könnten die Zugeständnisse hier benutzen, um die Produktion aus Macungie hierher zu verlagern und dort Arbeitsplätze abzubauen. Ich wäre überglücklich, gemeinsam mit den Arbeitern bei Mack Trucks alle unsere Arbeitsplätze und unsere Lebensgrundlage zu verteidigen.“

Um den Kampf gegen die Sabotage ihres Kampfs durch die UAW anzuführen, hatten die Arbeiter in Virginia das Volvo Workers Rank-and-File Committee (VWRFC) gegründet, das den Widerstand gegen die Zugeständnisse mobilisiert und sich für die Ausweitung ihres Kampfs einsetzt. Das VWRFC nahm Kontakt mit den Arbeitern bei Mack Trucks auf, u.a. in Macungie, wo die Arbeiter ihr eigenes Aktionskomitee gegründet haben.

„Wir haben den Mack-Arbeitern gesagt: ,Schaut euch an, was wir in zwei Monaten geschafft haben. Ihr habt mehr Zeit, euer Aktionskomitee aufzubauen. Wir mussten sofort entscheiden, was wir machen und wie wir es umsetzen. Sie haben Zeit, ihr Komitee vor den großen Veränderungen aufzubauen, mit denen sie konfrontiert sein werden.‘“

Der Arbeiter erklärte die Bedeutung des Aktionskomitees beim Kampf der Volvo-Arbeiter: „Es gab anfangs viel Kritik an dem Komitee. Aber dann wollten alle wissen: ,Was sagt das Komitee? Wir haben das Management gehört und die UAW. Jetzt wollen wir hören, was das Komitee dazu sagt.‘ Schließlich haben auch die Zweifler gesagt: ,Das Komitee ist die einzige glaubwürdige Informationsquelle.‘“

Zuletzt erklärte er: „Die UAW sagt immer: Das ist das Beste, was ihr bekommen werdet. Man muss es sich nehmen, studieren und die Wahrheit für alle Arbeiter sichtbar veröffentlichen.“

Der andere Arbeiter fügte hinzu: „Wir müssen das Volvo Workers Rank-and-File Committee fortsetzen. Wir haben uns von einem Stachel in ihrem Fleisch zu einer echten Herausforderung entwickelt. Die Arbeiter fragen sich, warum sie Mitgliedsbeiträge an Leute zahlen, um dann gegen sie zu kämpfen. Wir müssen unsere Komitees ausbauen und mit den Arbeitern bei Mack, in Detroit und bei Volvo weltweit vereinen.“

Analysten der Autoindustrie sind besorgt, dass die Rebellion der Volvo-Arbeiter eine größere Arbeiterbewegung gegen die jahrzehntelangen Zugeständnisse der UAW auslösen wird. Diese Zugeständnisse haben Autoarbeiter von den bestbezahlten Industriearbeitern in den USA in hochgradig ausgebeutete Arbeitskräfte verwandelt, deren Einstiegsgehalt auf dem Niveau der Fast-Food-Industrie liegt.

Die Nachrichtenagentur Associated Press schrieb: „Laut Kristin Dziczek, der leitenden Vizepräsidentin der Denkfabrik Center for Automotive Research, haben die Gewerkschaftsmitglieder in dem Arbeitskampf ihre Muskeln spielen lassen, indem sie zwei von der Gewerkschaftsführung unterstützte Abkommen abgelehnt haben.“

Sie warnte: „Das zeigt den Mitgliedern, dass in künftigen Tarifverhandlungen der erste oder sogar der zweite Deal, auf den sich die Gewerkschaftsführung einigt, verbessert werden kann. Das ändert die Dynamik erheblich. Wenn die Mitglieder den ersten Deal nicht mehr als den bestmöglichen ansehen, wird das zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung.“

Mit anderen Worten, die Volvo-Arbeiter haben gezeigt, dass die Arbeiterklasse Widerstand gegen die jahrzehntelange Kollaboration der UAW bei der systematischen Verarmung der Arbeiter leisten kann. Die Lehren aus diesem Kampf müssen jetzt in alle Schichten der Arbeiterklasse getragen werden, um das nationale und internationale Netzwerk der Aktionskomitees auszuweiten und eine politische Gegenoffensive der weltweiten Arbeiterklasse zu beginnen.

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