Will Lehman, Kandidat für den UAW-Vorsitz, spricht beim Treffen indischer und deutscher Ford-Arbeiter

Will Lehman arbeitet bei Mack Trucks in Macungie (Pennsylvania, USA) und kandidiert für den Vorsitz der Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW). Am Sonntag sprach er mit indischen und deutschen Ford-Arbeitern auf dem Treffen gegen Werksschließungen, das die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees (IWA-RFC) organisiert hatte.

Will Lehman, Arbeiter bei Mack Trucks in Macungie (Pennsylvania, USA) und Kandidat für den Vorsitz der United Auto Workers (UAW)

Lehman kandidiert, um eine Rebellion der UAW-Mitglieder gegen die aufgeblähte Gewerkschaftsbürokratie voranzubringen und den Einfluss der Beschäftigten in den Betrieben zu stärken. Seine Teilnahme an dem Treffen von Ford-Arbeitern aus den bedrohten Werken in Tamil Nadu (Indien) und Saarlouis (Deutschland) unterstreicht die Grundlage seiner Kampagne: Es ist der Kampf für die internationale Einheit der Arbeiterklasse gegen die Angriffe von Ford und anderen transnationalen Autogiganten.

Das größte Hindernis für einen vereinten Kampf sind in jedem Land die nationalistischen und pro-kapitalistischen Gewerkschaftsbürokratien. Im Namen der Konkurrenzfähigkeit ihrer „eigenen“ kapitalistischen Unternehmen erzwingen sie ein Zugeständnis nach dem anderen, wobei sie zu Unrecht behaupten, dass damit die Arbeitsplätze „gerettet“ würden. In einer brudermörderischen Abwärtsspirale spielt diese Politik eine Gruppe von Arbeitern gegen die andere aus. Kein einziger Arbeitsplatz ist bisher so gerettet worden. In den USA ist die Zahl der Lohnarbeiter bei Ford von 191.400 im Jahr 1978 auf kaum 55.000 im Jahr 2021 gesunken.

Lehman war zu dem Treffen eingeladen worden, um über die Bedeutung seiner Kampagne für den UAW-Vorsitz zu sprechen. Hier sein Beitrag, der ins Deutsche und Tamilische übersetzt wurde:

„Ich bin stolz, bei diesem internationalen Arbeitertreffen dabei zu sein. Mein Name ist Will Lehman, und ich kandidiere für den Vorsitz der Gewerkschaft United Auto Workers.

Bei meiner Kampagne geht es nicht darum einen Platz an der Tafel der Gewerkschaftsbürokratie zu ergattern, sondern das Programm der nationalen Isolation, das die UAW vertritt, zurückzuweisen. Seit Jahrzehnten erzählen uns die UAW-Funktionäre, dass unsere Feinde nicht die Unternehmen seien, die unsere Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen angreifen, sondern unsere Kollegen in den anderen Ländern. Aber immer mehr Arbeiter erkennen, dass die Unternehmen und die Gewerkschaftsbürokratien unsere Feinde sind, und dass unsere Verbündeten die Arbeiter in den anderen Ländern sind. Sie sind nicht unsere Feinde.

Ich möchte die Arbeiter darauf hinweisen, dass die Internationale Arbeiterallianz der Aktionskomitees eine weitaus größere Macht entwickeln kann. Ich möchte den Verrat der UAW aufzeigen, um jede Vorstellung von einer Reform der Gewerkschaft zu widerlegen, die davon ausgeht, einen Bürokraten durch einen anderen zu ersetzen. Meine Kampagne unterstützt die Forderung nach der vollständigen Abschaffung der Gewerkschaftsbürokratie und der Verlagerung der Macht in die Hände der Arbeiter, die ich auffordere, betriebliche Aktionskomitees aufzubauen.

In Amerika nehmen die Arbeiter den Kampf wieder auf, und viele streiken zum ersten Mal seit Jahrzehnten. Die Arbeiter bei Mack Trucks, wo ich arbeite, haben 2019 zum ersten Mal seit 35 Jahren gestreikt. Die Situation ist für viele andere Autoarbeiter in Amerika sehr ähnlich.

Letztes Jahr streikten die Beschäftigten von Volvo Trucks in New River Valley (Virginia). Über die Arbeit des Volvo-Aktionskomitees konnten sie Volvo-Arbeiter in Belgien, in Kanada und in anderen Ländern und deren internationale Solidarität erreichen. Die Beschäftigten von John Deere traten in Streik, und die Beschäftigten des Autoteileherstellers Dana lehnten ihren Vertrag ab, woraufhin die UAW ihren Kampf sabotierte. Die Cornflakes-Hersteller bei Kellogg's streikten mehrere Wochen lang für die Abschaffung des Schichtsystems. In diesem Jahr sind die Beschäftigten des Autoteileherstellers Ventra in Evart (Michigan) drauf und dran, den Kampf aufzunehmen.

Die Arbeiter in den USA stellen immer wieder fest, dass die alten Methoden, sich auf die Gewerkschaften zu verlassen, nicht mehr dazu taugen, den Unternehmen vernünftige Löhne und Arbeitsbedingungen abzuringen.

Mit meiner Kampagne möchte ich den Arbeitern einen Weg in die Zukunft weisen, indem ich den Kampf international führe. Die Ford-Arbeiter in den USA müssen erkennen, dass die Ford-Arbeiter in jedem anderen Land auch ihre Verbündeten sind.

Ford ist kein ‚amerikanisches‘ Unternehmen. Es ist ein internationaler Konzern. Wenn er erfolgreich bekämpft werden soll, müssen die Arbeiter ihn international bekämpfen. Dasselbe gilt für Volvo, die Muttergesellschaft von Mack Trucks, und für alle andern. Meine Kampagne wird den globalen Charakter der Produktion deutlich machen.

Es gibt nur eine Art und Weise, wie Arbeiter wirksam kämpfen können, und das ist die internationale Solidarität.“

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