Langjähriger Ford Kentucky Truck-Arbeiter: „Ich stimme für Will, weil er nicht zum Establishment gehört“

Ford-Arbeiter aus Kentucky und Michigan unterstützen die Kampagne des Mack-Trucks-Arbeiters Will Lehman für das Amt des UAW-Präsidenten

Während die Abstimmung in die Endphase der historisch ersten Direktwahl der nationalen Funktionäre der United Auto Workers geht, gehen weiterhin Unterstützungsbekundungen für den Mack-Trucks-Arbeiter Will Lehman ein. Lehman kandidiert für das Amt des UAW-Präsidenten und fordert, dass die Macht an die Arbeiter in den Betrieben übergeht und der korrupte Gewerkschaftsapparat abgeschafft wird.

Lehman-Wahlkämpfer spricht mit einem KTP-Arbeiter (Foto: WSWS)

Unterstützer von Will Lehman machen Arbeiter weiterhin auf die Wahlkampagne aufmerksam und kontern damit die Bemühungen der UAW, die Wahlbeteiligung niedrig zu halten. Der UAW-Funktionärsapparat will die Gewerkschaftsmitglieder über die Wahl, das Wahlrecht aller beitragszahlenden UAW-Mitglieder – Zeitarbeiter, Rentner und Vollzeitarbeiter – sowie ihr Recht auf Informationen über die Kandidaten im Unklaren lassen. Der UAW-Apparat befürchtet vor allem, dass Lehman im Wahlkampf starke Unterstützung von jüngeren Arbeitern, Zeitarbeitern und Arbeitern der unteren Lohnstufen erhalten wird. Denn diesen werden niedrige Löhne, die Verweigerung grundlegender Leistungen und des Arbeitsplatzschutzes aufgezwungen.

Ein Team von Unterstützern von Will Lehman besuchte kürzlich das Truck-Werk von Ford Kentucky außerhalb von Louisville. In dem Werk werden der hochprofitable Ford Super Duty Pickup, der Ford Expedition und der Lincoln Navigator SUV gebaut. In das Werk sollen außerdem 700 Millionen Dollar investiert werden, um eine modifizierte Version des Super Duty zu produzieren. Im Rahmen der Umstellung auf Elektrofahrzeuge baut Ford in Kentucky auch zwei neue Batteriewerke.

Das nahegelegene Montagewerk Louisville Assembly Plant (LAP) des Unternehmens hat jedoch kein Fahrzeug vorgesehen, das den Ford Eclipse und den Lincoln Corsair Crossover ersetzen soll, die derzeit in diesem Werk gebaut werden. Damit besteht die Möglichkeit, dass das Werk geschlossen wird oder dass Ford das Schicksal der Arbeitsplätze in LAP als Druckmittel bei den Tarifverhandlungen für 2023 einsetzt.

General Motors drohte im Vorfeld der Tarifverhandlungen für 2019 mit der Schließung von fünf Werken, von denen schließlich drei geschlossen wurden, darunter das historische Montagewerk Lordstown im Nordosten Ohios.

Ein Analyst sagte gegenüber Automotive News, dass die Schließung von LAP nicht ausgeschlossen werden kann, da Ford ein neues Montagewerk für Elektrofahrzeuge in Tennessee als Teil seines Blue-Oval-Komplexes außerhalb von Memphis baut. Das Unternehmen hat sich nicht öffentlich dazu geäußert, ob es plant, die UAW in dem neuen Werk anzuerkennen.

Lehman hat eine Erklärung herausgegeben, in der er zur vollen Mobilisierung der UAW-Mitglieder aufruft, einschließlich eines US-weiten Streiks, um dem drohenden Stellenabbau bei LAP und anderen Fabriken entgegenzutreten.

„Wenn man Kapazitäten hinzufügt, setzt man immer ein älteres Werk aufs Spiel“, sagte der Analyst. „Louisville ist ein großes Werk und hat eine etablierte Belegschaft. Aber der Nachteil ist, dass es bald 70 Jahre alt wird.

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„Ich stimme für Will, weil er nicht zum Establishment gehört“, sagte ein langjähriger KTP-Arbeiter den Wahlkämpfern. „Das Team von [UAW-Präsident] Ray Curry und das Team United sind Teil des Establishments und werden nichts für uns tun. Wir brauchen so ziemlich alles, was [Will] in diesem Flugblatt geschrieben hat: Lebenshaltungskosten, Abschaffung des zweistufigen Lohnsystems, Lohnerhöhung und Renten für alle.

Wir brauchen die Dinge, die wir verloren haben. Jemand muss für uns kämpfen und uns dabei helfen, es zurückzubekommen. Wir müssen uns gegenseitig helfen. Bei Ford arbeiten Menschen, die obdachlos sind. Ich kenne Leute, die eine schwere Zeit durchmachen, und wir brauchen eine bessere Bezahlung, gleiche Bezahlung... Ich habe Verwandte, die ihre Häuser verlieren... Es ist atemberaubend, besonders hier in Louisville.

Ford ist ein Multimilliarden-Dollar-Unternehmen, und hier sollte auf keinen Fall jemand arbeiten, der obdachlos ist oder eine schwierige finanzielle Phase durchmacht. Wir brauchen eine 50-prozentige Lohnerhöhung und COLA [gleitender Inflationsausgleich]. Wenn es das ist, was wir zurückhaben wollen, dann ist [Will] ein guter Mann, der die Hebel in der Hand haben sollte.“

Ein junger Arbeiter des Kentucky-Truck-Werks sagte: „Die größten Probleme sind für mich die Überlastung an den Arbeitsplätzen und das Lohnstufensystem. Die UAW hat für die Arbeiter der zweiten Lohnstufe so viel aufgegeben, z. B. die Rentengelder. Es gibt keine wirklichen Sicherheitsvorschriften für die Arbeitsplätze. Ich wurde wegen der Überlastung an meinem Arbeitsplatz verletzt.

Ich stimme mit Wills Forderung nach Lohnerhöhungen und dem Inflationsausgleich [COLA] überein. Die Arbeiter bei Amazon verdienen mehr als ein neuer Arbeiter bei Ford. Im letzten Tarifvertrag haben sogar die Arbeiter der Lohnstufe 1 keine Lohnerhöhungen erhalten.

Die Anwesenheitspflicht ist auch schlimm. Die Leute arbeiten, auch wenn sie Covid haben, weil sie sich keine Beurlaubung leisten können. Das Punktesystem wird eingesetzt, um Arbeiter davon abzuhalten, einen Tag frei zu nehmen.

Ich habe die Eisenbahner verfolgt. Sie kämpfen für höhere Löhne und für bezahlte Krankheitstage. Sie mussten während der Pandemie arbeiten. Jetzt versuchen das Management und Biden, sie vom Streik abzuhalten. Sie bezeichnen uns alle als ‚systemrelevante Arbeiter‘, die Eisenbahner, die Lkw-Fahrer, die Arbeiter im Gesundheitswesen und in der Produktion. Nach dem kurzen Lockdown sagen sie, dass es jetzt in Ordnung ist, zurück an die Arbeit zu gehen und sich mit Covid anzustecken.“

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Auch unter Ford-Arbeitern in Detroit hat die Kampagne von Will Lehman große Resonanz erfahren.

„Ed“, ein junger Arbeiter im Dearborn Truck Montagewerk außerhalb von Detroit, arbeitet dort seit Oktober 2021. Er erzählte Lehmans Unterstützern, dass er trotz Vollzeitbeschäftigung nur 18 Dollar pro Stunde verdient.

Er wurde bereits dreimal zwischen verschiedenen Teams und Arbeitsplätzen hin- und hergeschoben. Er begann in der A-Schicht, wurde dann aber in die C- Schicht versetzt, wo er seinen bisherigen Arbeitsplatz verlor, weil dieser bereits besetzt war. Nach einiger Zeit bat er darum, wieder in die A-Schicht versetzt zu werden, wo sein alter Job wiederum von einem anderen Arbeiter übernommen wurde.

Ed sagte, er überlege, ob er für Will Lehman stimmen solle: „Mein größtes Anliegen“, sagte er, „ist, dass sie dir keine richtige Ausbildung geben, um einen Job zu machen. Man wird einfach auf einen Job losgelassen. Es gibt keine Kommunikation mit den Arbeitern, weder von Seiten des Unternehmens noch der Gewerkschaft.“

Carl, ein Arbeiter im Ford-Montagewerk Michigan im Detroiter Vorort Wayne, sagte, er arbeite Vollzeit, in der zweiten Schicht und in der dritten Schicht. Er hatte einen Stimmzettel erhalten und wollte ihn am letzten Wochenende einsenden.

„Ich bin voll und ganz für das, was Will sagt, auch für den Aufbau von Aktionskomitees und die Übertragung der Macht in die Hände der Arbeiter. Niemand wird das für uns tun“, sagte er.

„Einer meiner Kumpel hat mich für diesen Job bei Ford empfohlen. Ich stamme nicht aus einer Ford-Familie. Ich dachte, toll! Mit einem Job bei Ford sind meine Probleme gelöst. Früher setzten die Automobilarbeiter den Maßstab für die Mittelschicht.

Aber das ist jetzt nicht mehr der Fall. Die Löhne sind zu niedrig. Menschen mit Familien haben es schwer, sich über Wasser zu halten. Sie müssen darüber nachdenken, sich einen zweiten Job zu suchen.

Ich habe gerade in die Lackiererei gewechselt. Man weiß nie, wann man arbeitet und wann man frei hat.“

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