Brief von Will Lehman an Wahlaufseher verlangt Antworten auf Beschwerde über betrügerische UAW-Wahl

Der folgende Brief wurde vom UAW-Präsidentschaftskandidaten Will Lehman an den gerichtlich bestellten Aufseher geschickt, der die UAW-Präsidentschaftswahlen überwacht.

Am 19. Dezember reichte Lehman eine offizielle Protestnote gegen den Verlauf und die Ergebnisse der ersten Wahlrunde ein. Wir rufen alle Arbeiterinnen und Arbeiter auf, sie so weit wie möglich zu verbreiten und uns Statements zu senden, die die Anfechtung der Wahlergebnisse unterstützen.

Sehr geehrter Herr Barofsky,

am 19. Dezember reichte ich bei Ihrem Büro eine Protestnote gegen die systematischen Bemühungen der amtierenden UAW-Gewerkschaftsführung ein, die Stimmabgabe in der ersten Runde der nationalen Vorstandswahlen zu behindern. Mit Hilfe von über 100 UAW-Mitgliedern aus über 50 Ortsverbänden aller Regionen habe ich überwältigende Beweise dafür zusammengetragen, dass die UAW-Bürokratie sich absichtlich geweigert hat, die gesamte Mitgliedschaft über die Wahl zu informieren. Dadurch sollte uns die Gelegenheit genommen werden, die Bürokratie aus dem Amt zu jagen.

Seitdem sind drei Wochen vergangen, und Ihr Büro hat nicht auf meinen Protest reagiert. Stattdessen bereiten Sie die Durchführung der Stichwahl zwischen Shawn Fain und Ray Curry vor, zwei Kandidaten, die in der betrügerischen ersten Runde jeweils nicht einmal die Stimmen von 4 Prozent der Mitglieder erhalten haben. Gestern haben Sie eine Debatte zwischen diesen beiden Kandidaten abgehalten, ohne einen der anderen Präsidentschaftskandidaten zur Teilnahme einzuladen, obwohl die erste Wahlrunde noch nicht bestätigt wurde. Außerdem haben Sie damit begonnen, die Stimmzettel für die Stichwahl zu versenden.

Dies ist typisch für das gesamte Verhalten Ihrer Seite in dieser Wahl. Sie haben die Bedenken der Arbeiter an der Basis ignoriert und sie übergangen, um den Weg für Funktionäre frei zu machen, die aus der Bürokratie stammen. Für Arbeiter wird immer klarer, warum die korrupte UAW-Führung Ihre Firma für die Beaufsichtigung der Wahl überhaupt vorgeschlagen hat.

Hier sind 10 der wichtigsten Fakten, die meine Protestnote aufgezeigt hat:

1. Die Wahlbeteiligung von neun Prozent ist eine der niedrigsten – vielleicht sogar die niedrigste – in der Geschichte der Direktwahlen für nationale Gewerkschaftsfunktionäre.

2. Das Land mit der weltweit niedrigsten Wahlbeteiligung bei einer nationalen Wahl hatte eine doppelt so hohe Wahlbeteiligung wie die erste Runde der UAW-Wahlen (Haiti, 18 Prozent).

3. Die Stimmabgabe der Gewerkschaftsmitglieder lag eher bei 6 Prozent, da zehntausende Stimmen von UAW-Funktionären und ehemaligen Funktionären und nicht von tatsächlichen Arbeitern abgegeben wurden.

4. Es gab mehr Rücksendungen von Stimmzetteln mit dem Vermerk „Nicht zustellbar, zurück an den Absender“ (110.000) als abgegebene Stimmzettel (104.000).

5. Die UAW-Bürokratie nutzte ein internes bürokratisches System (Local Union Information System), um den Gewerkschaftsapparat über die Abstimmung zu informieren, nicht aber die Mitgliedschaft.

6. Nur etwa 10 Prozent der Ortsverbände haben auf Facebook oder ihren Webseiten über die Wahl berichtet.

7. Die UAW verschickte eine Briefsendung nach der anderen, um Arbeiter aufzufordern, bei den Zwischenwahlen zum Kongress für die Demokraten zu stimmen, beschloss aber, keine Mitteilung über die UAW-Wahl zu versenden.

8. Die Wahlbeteiligung bei den Studierendengewerkschaften an der Westküste, die etwa 70.000 Mitglieder umfassen, lag zwischen 0 und 3 Prozent. Von den 11.000 Mitgliedern der California State University wurden nur 29 Stimmen abgegeben, von den 9.000 Studierenden der University of Washington nur 72 Stimmen und unter den 48.000 Arbeitern der University of California, die sich im Streik befanden, lag die Wahlbeteiligung bei nur 2,6 Prozent.

9. Die UAW-Bürokratie hat Teilzeitarbeiter (TPTs) belogen und ihnen gesagt, dass sie nicht wählen dürften.

10. Auf der Seite „Nachrichten für Mitglieder“ von UAW.org fand sich zwischen dem 29. Juli und dem 29. November, also den vier Monaten vor der Wahl, kein einziger Hinweis auf die Wahl.

Aufgrund dieser und anderer Fakten in meiner Protestnote ist klar, dass der erste Wahlgang nicht rechtmäßig war. Folglich kann keine „Stichwahl“ durchgeführt werden, wenn nicht alle Kandidaten, die im ersten Wahlgang kandidiert haben, auch an dieser teilnehmen können. Ich wurde von der zweiten Wahlrunde ausgeschlossen, ebenso wie alle anderen unabhängigen Kandidaten, einschließlich Brian Keller und Mark Gibson.

In meiner Protestnote forderte ich eine erneute Abstimmung mit den Namen aller Kandidaten auf dem Stimmzettel, verbunden mit einer echten Information der gesamten Mitgliedschaft. Ich schrieb:

Diese Wahl war dadurch gekennzeichnet, dass die etablierte UAW-Führung die Wahlteilnahme der Basis absichtlich unterdrückt hat. Die Gewerkschaft hat es vorsätzlich versäumt, die Belegschaft, die nicht an Direktwahlen gewöhnt ist und normalerweise nicht erwartet, Stimmzettel zu erhalten, angemessen zu informieren. Diese Tatsache wird durch die extrem niedrige Wahlbeteiligung von 9 Prozent bestätigt. Hunderttausende Mitglieder wussten schlicht nicht, dass eine Wahl stattfand, und haben nicht gewählt. In einigen Ortsverbänden, die zehntausende jüngere akademische Arbeiter vertreten, lag die Wahlbeteiligung bei weniger als einem Prozent.

Unter diesen Umständen können die Wahlergebnisse nicht beglaubigt werden. Stattdessen sollten die Stimmzettel neu ausgegeben und eine Neuwahl abgehalten werden. Alternativ sollten die Namen aller Kandidaten in die „Stichwahl“ aufgenommen werden. In jedem Fall müssen dieses Mal angemessene Maßnahmen ergriffen werden, um zu verhindern, dass die Gewerkschaftsführung die Wahl unterdrückt, und um sicherzustellen, dass alle Mitglieder von der Wahl wissen und wählen können.

Ich bekräftige diese Forderung und ersuche eine umgehende Antwort, die erklärt, weshalb Sie meinem Protest nicht stattgegeben haben und zur unrechtmäßigen Stichwahl zwischen zwei Kandidaten fortschreiten, die nur die Stimmen eines winzigen Teils der Mitgliedschaft auf sich vereinigen konnten.

Will Lehman

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