Clarios-Arbeiter rufen zu gemeinsamen Aktionen auf, um den Streikbruch durch den Autobatteriehersteller zu vereiteln: „Alle UAW-Mitglieder sollten streiken“

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Streikende Clarios-Arbeiter am 8. Juni 2023

Die Clarios-Arbeiter in Holland (Ohio) sind an einem kritischen Punkt in ihrem Kampf gegen den weltweit größten Autobatteriehersteller angelangt. Seit fünf Wochen streiken 525 Arbeiter des Werks in der Region Toledo gegen die Forderungen des Unternehmens nach einer umfassenden Verschlechterung der Löhne und Arbeitsbedingungen, einschließlich der Einführung von 12-Stunden-Tagen ohne Überstundenvergütung.

Die streikenden Arbeiter des Werks haben ein Aktionskomitee gebildet, das ihre Forderungen aufgestellt und alle Mitglieder der US-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) aufgefordert hat, die Verarbeitung von unter Streikbruch im Ohio-Werk produzierten Batterien zu verhindern.

In dieser Situation mehren sich die Anzeichen dafür, dass das Unternehmen verzweifelt versucht, eine Ausweitung der Streikunterstützung zu verhindern.

Arbeiter der Streikposten in Ohio und in einem Clarios-Werk in St. Joseph (Missouri), das nicht bestreikt wird, berichteten der World Socialist Web Site, dass Clarios die Batterien falsch etikettiert, um zu vertuschen, dass sie durch Streikbruch hergestellt wurden. Nach unbestätigten Berichten wurden Kunststoffgussteile mit Barcodes vom St. Joseph-Werk nach Toledo geschickt, um dort fertiggestellt zu werden, bevor sie an die Automobilwerke geliefert werden.

„Wir haben gehört, dass sie die tagesspezifischen Barcodes für die Batterien aus St. Joe bekommen“, sagte ein Streikender der WSWS. „Sie bringen Batteriegehäuse und Strichcodes aus Missouri und bauen die Batterien hier ein“, sagte er.

Die drei großen Autokonzerne unterstützen Clarios aktiv. Angesichts der Tatsache, dass die Tarifverträge von 173.000 Autoarbeitern in den USA und Kanada Mitte September auslaufen, ist das Letzte, was die Auto-Manager wollen, dass die Clarios-Arbeiter Lohnminderungen verhindern, die sie für alle Autoarbeiter durchsetzen wollen.

Das Gleiche gilt für die UAW-Bürokratie, die versucht hat, den Arbeitern nicht nur einen, sondern zwei konzernfreundliche Tarifverträge aufzuzwingen, die von den Arbeitern mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurden. Infolgedessen isolieren der UAW-Vorsitzende Shawn Fain und der Gewerkschaftsapparat absichtlich die kämpferischen Arbeiter, halten sie mit 500 Dollar Streikgeld pro Woche hin und versuchen, sie bis zur Aufgabe auszuhungern. Gleichzeitig hat Fain die Verarbeitung von Streikbruch-Batterien bei den drei großen Automobilherstellern gebilligt.

Als sie letzte Woche von den Arbeitern im GM-Montagewerk in Flint damit konfrontiert wurden, sagten die Vertreter der UAW-Ortsgruppe 598, dass die Anweisung, weiterhin Streikbruch-Batterien zu verwenden, von der UAW-Zentrale gekommen sei.

Automotive News berichtete letzte Woche außerdem, dass Clarios einen Teil der Produktion aus dem Werk in Holland (Ohio) in das Werk in St. Joseph (Missouri) in der Nähe von Kansas City verlagert. Nach Angaben der Fachzeitschrift wurde die Verlagerung von der Gewerkschaft des Werks, der International Union of Electrical Workers (IUE-CWA) Local 86116, genehmigt. Die IUE wurde von der UAW nicht aufgefordert, die zusätzliche Produktion zu verweigern, obwohl der Direktor der UAW-Region 2B, David Green, seit Beginn des Streiks in engem Kontakt mit der Gewerkschaft stand. Die Leitung des Werks in St. Joseph behauptete, die Produktionssteigerung stehe „in keinem Zusammenhang“ mit dem Streik.

Ein Arbeiter des Werks in St. Joseph lieferte weitere Details darüber, wie die Batterien gekennzeichnet werden. „Wenn du eine Autobatterie hast, kennzeichnen die verschiedenen Werke sie auf unterschiedliche Weise, um zu zeigen, aus welchem Werk sie stammt. AGM-Batterien [absorbierende Glasmattenbatterien] – sie sind der letzte Schrei, den man jetzt kauft – sind anders. Sie haben einen Strichcode. Während der Ausfallzeiten wurde die TBS-Produktionslinie angeblich angewiesen, Gehäuse zu nehmen, sie durch einen Teil des Fertigungsprozesses laufen zu lassen und sie dann nach Toledo zu schicken. Das Endergebnis ist, dass die Batterien aus Toledo mit einem St. Joe-Strichcode ankommen.“

Zu den Behauptungen des Unternehmens, dass die erhöhte Produktion in St. Joseph nichts mit dem Streik zu tun habe, sagte er weiter: „Ich denke nicht, dass irgendjemand dem Glauben schenkt. Ich glaube eher, dass sowohl das Unternehmen wie auch die Gewerkschaft auf uns pinkeln und uns sagen, dass es regnet. St. Joe mag einzigartig sein, wir haben bereits eine Wochenendschicht, die A- und B-Schicht, die 12-Stunden-Schichten sind. Am Wochenende arbeiten sie 24 Stunden und unter der Woche können sie zweimal für acht Stunden eingesetzt werden. Warum also zwingen sie jetzt diejenigen, die unter der Woche arbeiten, dazu, am Wochenende Überstunden zu machen?“

Der Arbeiter verwies auch auf einen Streik bei Johnson Controls im Jahr 1997, als die UAW aufgrund der enormen Stimmung unter den Arbeitern gezwungen war, den Ford-Montagewerken mit der Errichtung von Streikposten zu drohen. Infolgedessen weigerte sich Ford, mittels Streikbruch hergestellte Teile zu akzeptieren. Später verkaufte Johnson Controls seine Batteriesparte an das Private-Equity-Unternehmen Brookfield Business Partners, das sie 2018 in Clarios umbenannten.

„In der Vergangenheit, als Johnson Controls noch Autoinnenausstattungen herstellte, war Johnson Controls ein Sitzlieferant für Ford. Damals streikte ein Werk, und Ford weigerte sich in einem ungewöhnlichen Schritt, Produkte zu akzeptieren, die von Streikbrechern aus diesem Werk hergestellt wurden. Ich glaube, das Unternehmen hat derzeit Angst, dass sich das wiederholen könnte.

„Alle UAW-Mitglieder sollten streiken“

Clarios-Arbeiter in Ohio verurteilten den Streikbruch durch das Unternehmen und die UAW-Bürokratie. „Ich bin angewidert, dass UAW-Kollegen Batterien von Streikbrechern akzeptieren. Diese gierigen Konzerne brauchen einen Weckruf! UAW begeht Streikbruch gegen UAW, das ist traurig! Als UAW sollten wir stark sein! Nicht gespalten! Ich sage, alle UAW-Arbeiter sollten jetzt einfach die Werkzeuge fallen lassen oder alle streiken und sich dem Streik gegen die gierigen Konzerne anschließen!“

Ein anderer Arbeiter des Streikpostens sagte der WSWS: „Sie behandeln uns, als ob wir austauschbar wären. Das ist eine Einschüchterungstaktik, um uns zum Nachgeben zu bewegen. Alle UAW-Mitglieder sollten in den Streik treten. Es muss gleichzeitig geschehen. Wenn das geschähe, würden wir unseren Streik im Handumdrehen gewinnen.“ Er fuhr fort:

„In einem Kampf wie diesem sollte man die Macht der Gewerkschaft nutzen. Die Tarifverträge der ‚Großen Drei‘-Autohersteller stehen auch bald an. Wenn sie keine Batterien von Clarios-Streikbrechern mehr einsetzen würden, wäre der Streik morgen vorbei.

Wenn Clarios einen Vertrag mit 2-2-3-Schichtsystem durchsetzt, wird es für alle Automobilarbeiter so aussehen. Jetzt unterstützt uns die UAW nicht mehr, weil wir die von ihnen verhandelten Tarifverträge zweimal abgelehnt haben. Wir kämpfen nicht nur für uns, sondern für Ford, GM und alle Autoarbeiter.

Dieses Unternehmen macht Milliarden, aber sie meckern über ein paar Dollar. Lieber zahlen sie Hunderte von Dollar, um einen Streikbrecher einzustellen, unterzubringen und zu ernähren, der unsere Arbeit erledigt. Wir haben gehört, dass sie zwei Männer für die Arbeit jedes Arbeiters bezahlen, den sie ersetzen. Das ist unternehmerische Gier. In diesem Werk hat es seit 40 Jahren keinen Streik mehr gegeben. Aber in den letzten zwei Jahren haben sie uns zweimal den Lohn gekürzt. Wenn sie ‚2-2-3‘ einführen und Überstundenvergütung abschaffen, wird mich das mindestens 35.000 Dollar im Jahr kosten.

An diesem Ort wird uns wissentlich Blei in den Körper gepumpt. Ich habe so viele Arbeiter gekannt, die an Krebs gestorben sind. Das ganze Blei ist in der Luft, und wir atmen es ein und bekommen es auf die Haut.“

Eine Ford-Arbeiterin aus dem Kentucky Truck Plant (KTP) sagte der WSWS: „Wir unterstützen unsere UAW-Kolleginnen und Kollegen. Wir hier bei KTP haben nicht alle Informationen über Clarios, aber ich bin gerne bereit, sie weiterzugeben und zu helfen, wo immer wir können.“ In Bezug auf die UAW, die den Einsatz von Streikbrechern akzeptiert, fügte sie hinzu: „Ich halte das für falsch. Schande über die UAW. Schande über Ford. Warum können wir uns nicht mit diesen Arbeitern vereinigen – was ist das Problem?“

WSWS-Reporter haben kürzlich auch mit Clarios-Arbeitern in den Werken in Florence (Kentucky) und Kernsville (North Carolina) gesprochen.

In dem Werk in Kentucky, in dem 100 Arbeiter beschäftigt sind, hat die Gewerkschaft United Steelworkers vor etwa zwei Monaten einen Vertrag mit Zugeständnissen durchgesetzt, nachdem die Arbeiter die erste vorläufige Vereinbarung abgelehnt hatten, so eine Arbeiterin gegenüber der WSWS. „Der zweite Vertrag enthielt eine jährliche Lohnerhöhung von 3 Prozent und sonst nichts Substanzielles. Sie lockten die Arbeiter mit einer einmaligen Prämie, die einem einmaligen Gehaltsscheck gleichkam, und viele der jüngeren Arbeiter schluckten den Köder.“ Die Arbeiterin fügte hinzu, dass „vor etwa drei Wochen“ von Entlassungen die Rede war, was aber nicht geschah. Sie war sich nicht sicher, vermutete aber, dass der Grund dafür darin liegen könnte, dass ein Teil der Produktion des Werks in Ohio nach Florence verlagert wurde.

In dem Werk in North Carolina, in dem mehrere hundert Mitglieder der Teamsters Local 391 beschäftigt sind, sind Arbeiter empört über die erzwungenen Überstunden und die Zwangs-Anwesenheitsprogramme, die im ersten Jahr der Beschäftigung keine freien Tage vorsehen. Die Arbeiter, die mit der WSWS sprachen, wussten nur wenig über den Streik in Ohio, brachten aber ihre Unterstützung für die Streikenden zum Ausdruck. „Haltet den Kopf hoch, wir hoffen, dass eure Forderungen durchgesetzt werden“, erklärte ein Arbeiter.

Der Ausgang des Clarios-Streiks wird entscheidende Auswirkungen für alle Automobilarbeiter haben. In jedem Werk sollten Arbeiterinnen und Arbeiter Aktionskomitees für Streiks organisieren, um einen Stopp der Verarbeitung von Streikbruch-Batterien zu fordern und gemeinsame Aktionen aller Arbeiter von Clarios und der drei großen Autokonzerne vorzubereiten, um die erste Schlacht im Tarifvertragskampf in diesem Jahr zu gewinnen.

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