Slavoj Žižeks sklavische Unterstützung für die Nato

Der slowenische „Pop-Philosoph“, Zyniker und Stalin-Verehrer Slavoj Žižek hat im Verlauf des letzten Jahres eine Reihe von Artikeln verfasst, die ihn als einen der aggressivsten Befürworter des Nato-Stellvertreterkriegs gegen Russland ausweisen.

Slavoj Žižek im Jahr 2015 [Photo by Amrei-Marie / CC BY 4.0]

In einem Artikel für das Project Syndicate mit dem Titel Die dunkle Seite der Neutralität vom 17. Februar 2023 verurteilte Žižek die von Roger Waters eingenommene prinzipielle Haltung gegen den Nato-Krieg. Waters hatte in einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat erklärt: „Die russische Invasion in der Ukraine erfolgte nicht ohne Provokation, daher verurteile ich auch die Provokateure aufs Schärfste … [D]ie einzige vernünftige Vorgehensweise heute ist die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine. Nicht ein weiteres ukrainisches oder russisches Leben soll vergeudet werden, nicht ein einziges, sie sind alle kostbar in unseren Augen. Es ist also an der Zeit, den Mächtigen die Wahrheit zu sagen.“

Das ist alles zu viel für Žižek, der am 20. Juni in einem Artikel für die Welt sogar Atomwaffen für die Ukraine forderte. Er schrieb: „Man sollte nicht vergessen, dass die Ukraine beim Zerfall der Sowjetunion alle Atomwaffen an Russland abgegeben hat, mit dem Versprechen, dass ihre Grenzen von Russland anerkannt werden - hätte sie jetzt nicht das Recht, (wieder) Atomwaffen zu bekommen? Warum wird diese offensichtliche Lösung selbst von denen, die Lippenbekenntnisse zur Verteidigung der Ukraine abgeben, mit Entsetzen abgetan?“

Erst vor kaum zwei Wochen äußerte Žižek in einem Artikel in der rechten britischen Zeitschrift New Statesman („Die Ukraine muss gegen sich selbst in den Krieg ziehen“) offen seine Befürchtung, dass die groß angekündigte Frühjahrsoffensive der Ukraine kläglich scheitert. Er erklärte weiter, die europäischen Mächte, einschließlich dessen, was er als europäische Linke bezeichnet, müssten ihre Anstrengungen verdoppeln, um eine vernichtende Niederlage der ukrainischen Truppen zu verhindern. Wie es für seine Werke üblich ist, besteht Žižeks Artikel aus einer Mischung von Verzerrungen, Heuchelei, unlogischen Argumenten und Lügen.

Žižek klagt: „Diejenigen von uns, die fest hinter der Ukraine stehen, machen sich oft Sorgen über Kriegsmüdigkeit im Westen: Haben die Länder, die die Ukraine unterstützen, nicht allmählich die Nase voll vom permanenten Ausnahmezustand und den materiellen Opfern, die ihnen abverlangt werden.“

Das Problem besteht laut Žižek in einer unheiligen Allianz aus der „extremen Rechten und der extremen Linken“ (die er nie genauer benennt). Dieses propagiere „abstrakten Pazifismus (wir brauchen Frieden, das Leiden muss um jeden Preis aufhören), eine ‚ausgewogene‘ Sichtweise auf den Krieg (die Ukraine und die Nato haben Russland ebenfalls provoziert und zum Gegenangriff gezwungen), egoistischer Schutz des eigenen Wohlergehens (warum der Ukraine, einem korrupten, von Oligarchen geführten Land, Milliarden schenken, wenn wir mehr als genug eigene Probleme haben – neue Formen der Armut usw.)“.

Ein noch ernsteres Problem als die Kriegsmüdigkeit des Westens, klagt Žižek, ist die zunehmende Ermüdung der ukrainischen Bevölkerung, die den höchsten Preis in diesem Krieg bezahlt hat. Während die ukrainische Arbeiterklasse von der Nato und den westlichen Politikern mit Propaganda überschüttet wird, laut der die Ukraine einen edlen Kampf gegen Korruption und für Demokratie führt, erlebt sie täglich, wie die Korruption weiterhin blüht und gedeiht, während die reiche Elite des Landes und ihre Familien ins Ausland fliehen, um ihr Vermögen zu schützen und dem Militärdienst zu entgehen.

Um diesen Problemen entgegenzuwirken und um „einen Zusammenbruch im Krieg zu verhindern“, ruft Žižek zum Aufbau einer „echten Einheitsfront gegen den gemeinsamen Feind“ auf. Žižek fordert „Linke“ und auch weibliche Rekruten, die als Mitglieder des ukrainischen Militärs unter Diskriminierung gelitten haben, zur vollständigen Unterordnung unter die nationalistischen und faschistischen Elemente auf, die das Militär führen. Identitätspolitik beschwörend erklärt er, „nur eine breite Volksfront, in der für alle Platz ist – von LGBT+-Personen bis hin zu Linken, die die russische Aggression ablehnen – kann die Ukraine retten“.

Aus seinen angenehmen Akademikerwohnungen in London und Lujblianja heraus hat Žižek deshalb keine Probleme damit, das Niedermetzeln von zehntausenden ukrainischen und russischen Rekruten in einem Krieg zu rechtfertigen, der eindeutig von den USA und der Nato provoziert wurde und der in einem Land stattfindet, das bereits vor dem Krieg zu den korruptesten der Welt gehörte und heute nach wie vor von Korruption heimgesucht wird. Gleichzeitig ignoriert Žižek die diversen Parteien und Gruppierungen in der Ukraine, die den Krieg tapfer bekämpft haben und dafür von der Selenskyj-Regierung rücksichtslos zensiert und unterdrückt wurden.

Žižek erkennt in seinem jüngsten Artikel an, dass sein eigener politischer Werdegang zunehmend unter die Lupe genommen wird, und lügt über seine Vergangenheit in Slowenien. Er behauptet, er sei Opfer der „nationalistischen Rechten“ gewesen, die „säkulare linke Gegner des kommunistischen Regimes immer als verdächtige, maskierte Agenten der alten Kommunisten gegeißelt“ habe.

Weit entfernt davon, ein „säkularer linker Gegner des kommunistischen Regimes“ zu sein, trat Žižek 1988 aus der Kommunistischen Partei Sloweniens aus und schloss sich noch vor dem Zusammenbruch des stalinistischen Blocks der pro-kapitalistischen, sezessionistischen Liberaldemokratie Sloweniens (LDS) an. 1990 kandidierte Žižek für die LDS bei den Wahlen zur Besetzung des vierköpfigen Staatspräsidiums in Slowenien. Er verlor nur knapp und belegte den fünften Platz. Von 1992 bis 2004 führte die LDS Koalitionsregierungen an, die nach Sloweniens Loslösung von Jugoslawien eine entscheidende Rolle bei der Wirtschaftspolitik der kapitalistischen Schocktherapie spielten. Žižek unterstützte die Partei in dieser Zeit weiterhin, während er seine Beziehungen zu stalinistischen und pseudolinken Kräften in Paris ausbaute.

Žižek beendet seinen Artikel mit der lächerlichen Behauptung, der Nato-Krieg in der Ukraine ließe sich mit der Französischen Revolution und dem Kampf europäischer Partisanen gegen den Faschismus im Zweiten Weltkrieg vergleichen. Damit stellt Žižek die Geschichte auf den Kopf – nicht zuletzt, weil der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, General Walerij Saluschnnyj, ein Anhänger des ukrainischen Faschistenführers Stepan Bandera ist.

Žižeks jüngstes Essay für den Statesman bestätigt seine Rolle als opportunistischer Nato-Propagandist. Er bietet der Selenskyj-Regierung seine Dienste an und ruft seine schwindende Anhängerschar auf, zu den Waffen zu greifen, um eine letzte Schlacht zu schlagen, die nur mit weiteren tausenden Toten enden kann.

Žižeks politischer Rechtsruck und seine Entwicklung zum sklavischen Unterstützer des Nato-Stellvertreterkriegs gegen Russland ist eine direkte Reaktion auf die zunehmende weltweite Massenmobilisierung der Arbeiterklasse. In der Vergangenheit bestand seine Reaktion auf Zusammenstöße zwischen Arbeiterjugendlichen und den Kräften des Staates immer darin, sich hinter den Staat zu stellen. Angesichts der zunehmenden weltweiten Konflikte deutet die Erfahrung der Vergangenheit darauf hin, dass sich Žižek in der nahen Zukunft noch weiter und schneller in eine rechte und rechtsextreme Richtung entwickeln wird.

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