Als Reaktion auf die Ankündigung des Präsidenten der US-Autogewerkschaft UAW, Shawn Fain, vom Freitag, dass nur die GM- und Stellantis-Teilevertriebszentren bestreikt werden sollen, gab der Mack-Trucks-Arbeiter Will Lehman die folgende Erklärung ab. Lehman trat letztes Jahr als Kandidat aus den Reihen der Belegschaft bei den Wahlen der UAW für das Amt des Gewerkschaftspräsidenten an. Wegen der massenhaften Entmündigung von Arbeitern im Rahmen dieser Wahlen verklagt Lehman derzeit das US-Arbeitsministerium.
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Die Bürokratie der United Auto Workers führt eine weitere Lockvogelaktion durch, um die Arbeiter zu täuschen. UAW-Präsident Shawn Fain kündigte in einem Livestream auf Facebook an, dass die Teilevertriebszentren von General Motors und Stellantis heute Mittag zum Streik aufgerufen werden.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, was das wirklich bedeutet: Dieser Streik wird keine Auswirkungen auf die Produktion haben. Es handelt sich um Ersatzteillager, die Komponenten an die Händler liefern, nicht um Zulieferer der Big Three (GM, Ford, Stellantis).
Es werden nur 5.600 Arbeiter zum Streik aufgerufen, das sind weniger als 4 Prozent der UAW-Mitglieder bei den Big Three. Siebenundneunzig Prozent dieser Mitglieder haben für den Streik gestimmt, aber nur 12 Prozent wurden insgesamt zum Streik aufgerufen.
Fain und die UAW rufen keine Montage- oder Komponentenwerke zum Streik auf, geschweige denn die gesamte UAW-Mitgliederschaft bei den Big Three, denn das wäre ein direkter und schwerer Schlag für die Unternehmen. Die UAW ruft auch nicht die Beschäftigten in den Zulieferbetrieben auf, die nach Ablauf ihrer Verträge weiterarbeiten, etwa bei Lear Hammond. Dort haben die Beschäftigten in den letzten Monaten drei von der UAW befürwortete Verträge mit weitreichenden Angriffen auf die Arbeitsbedingungen abgelehnt.
Die UAW-Politik des „Stand-Up-Streik“ ist ein Betrug. Der UAW-Apparat befiehlt damit der großen Mehrheit seiner Mitglieder, weiter zu arbeiten und Gewinne für die Unternehmen zu erwirtschaften. Diese Politik ist ein Verrat am Willen der Belegschaft und deren Wunsch nach einem Vollstreik in der gesamten Autoindustrie.
Fain und die UAW behaupten, sie hätten „gute Fortschritte“ mit Ford gemacht. Kein Arbeiter sollte dieser Behauptung Glauben schenken.
In Kanada berichtete die Bürokratie der Gewerkschaft Unifor am Dienstagabend von einem Deal mit Ford und ist seither bemüht, diesen vor ihren Mitgliedern bis zu den Sitzungen am Samstag, bei denen der Deal ratifiziert werden soll, zu verbergen. Unifor versucht, einen Ausverkauf bei Ford durchzusetzen, und die UAW-Bürokratie wird dasselbe in den USA tun, wenn sie den richtigen Zeitpunkt für gekommen hält.
Es ist an der Zeit, dass die Belegschaft dem entgegentritt und die Sabotage ihres Kampfs beendet. Die Beschäftigten der Big Three müssen Dringlichkeitsversammlungen in ihren Gewerkschafts-Ortsverbänden einberufen, um Resolutionen zu diskutieren und zu verabschieden, die einen Vollstreik in der gesamten Autoindustrie fordern. Um dies zu koordinieren und den Widerstand der Gewerkschaftsbürokratien zu überwinden, sollten in jeder Fabrik und jedem Lager Komitees aus den Reihen der Belegschaft gebildet werden.
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