IYSSE-Veranstaltung in Karlsruhe

Die Aktualität des Marxismus

Am 27. Juni fand eine weitere erfolgreiche IYSSE-Veranstaltung „200 Jahre Karl Marx – Die Aktualität des Marxismus“ statt, diesmal am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), einer bedeutenden technischen Universität Baden-Württembergs. Etwa 100 Studierende und andere Besucher füllten den Saal bis auf den letzten Platz.

Versammlung in Karlsruhe an der KIT

IYSSE-Sprecher Gregor, der die Versammlung leitete, betonte, welche Bedeutung der Aufbau der Vierten Internationale für den Kampf gegen Krieg und Unterdrückung habe, und dass ihr Gründer Leo Trotzki vor siebzig Jahren weltweit genauso ein politisch Verfolgter gewesen sei wie heute Julian Assange. Zu Karl Marx sagte Gregor: „Seine Bedeutung ist heute unbestritten, aber in vielen Medienberichten wird er seiner wirklichen Tätigkeit als Revolutionär beraubt.“ Deshalb gehe es darum, „Karl Marx nicht von einem akademischen Standpunkt aus zu studieren, sondern vom Standpunkt der Arbeiterklasse“.

Wie schon bei den früheren IYSSE-Versammlungen in Berlin, Bochum, München, Bonn, Leipzig und Frankfurt am Main hielt auch in Karlsruhe Peter Schwarz den umfassenden und sehr informativen Vortrag über Karl Marx und die Aktualität des Marxismus. Schwarz ist Chefredakteur der deutschen Ausgabe der World Socialist Web Site (WSWS) und Sekretär des Internationalen Komitees der Vierten Internationale (IKVI).

Schwarz schilderte Karl Marx als Persönlichkeit mit ausgeprägtem Sinn für Geschichte, als Theoretiker der Arbeiterbewegung und als unbeugsamer Revolutionär, und er gab einen Überblick über die Grundlagen des historischen und dialektischen Materialismus. Dann arbeitete er verschiedene Formen der Verfälschung des Marxismus, wie die stalinistische Staatsverherrlichung, Sozialreformismus und die Frankfurter Schule, heraus. Es gelang ihm, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auch auf komplexe Fragen wie die pablistische Strömung in der Vierten Internationale zu richten. Schließlich erläuterte und betonte er die aktuelle Notwendigkeit einer marxistischen Bewegung angesichts der bedrohlichen Krisensituation und größten Kriegsgefahr seit dem Zweiten Weltkrieg.

Wie die Diskussion zeigte, ist es gerade diese letzte Frage nach der Gefahr eines dritten Weltkriegs, welche die Anwesenden besonders beunruhigt. Eine lebhafte Diskussion entbrannte, als ein Teilnehmer behauptete, die Herrschenden würden aufgrund der heutigen Bedrohung durch Atomwaffen einen dritten Weltkrieg niemals riskieren: „Warum sollten sie das tun, da sie sich zwangsläufig selbst in die Luft jagen würden?“ Weitere Fragen zeigten die Ernsthaftigkeit und das Interesse der Teilnehmer, wie zum Beispiel: „Worin besteht eine revolutionäre Politik?“, „Wie haben wir uns eine sozialistische Gesellschaft vorzustellen?“ oder „Bin ich Proletarier, wenn ich für einen IT-Konzern arbeite?“

Peter Schwarz ging auf alle Fragen ein und beantwortete sie aus marxistischer Sicht. Besonders betonte er, dass die objektiven Widersprüche zwangsläufig auf gewaltige gesellschaftliche Explosionen zutreiben, und dass es falsch und gefährlich wäre, auf die Einsicht der Herrschenden in die katastrophalen Konsequenzen ihrer Politik zu vertrauen. Er verwies auf aktuelle Beispiele wie die Zuspitzung im Nahen Osten zwischen Israel und dem Iran oder die unfassbare globale Polarisierung zwischen Reich und Arm. „Die Bourgeoisie ist nicht in der Lage, in diesen Konflikten rational zu handeln“, so Schwarz. Um den Reichtum demokratisch zu kontrollieren und gesellschaftlich nutzbar zu machen, sei es nötig, den Profitmechanismus zu überwinden, der heute jeden Aspekt der Produktion und des Gesellschaftslebens beherrsche.

Die Diskussion ging auch noch nach dem offiziellen Veranstaltungsende weiter, und zahlreiche Studierende trugen sich als Interessenten im Newsletter der IYSSE ein. Die Reihe zur Aktualität des Marxismus wird am 12. Juli mit einer Veranstaltung in Dresden, an der dortigen Technischen Universität, abgeschlossen.

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