Raoul Pecks neuer Film „Orwell: 2+2=5“ verknüpft Material aus dem Leben und den Ansichten des englischen Schriftstellers und Journalisten George Orwell mit Ausschnitten aus Verfilmungen seines Romans „1984“ (auf den sich der Filmtitel bezieht) sowie mit Szenen (oder Momentaufnahmen) verschiedener politischer Ereignisse. Der Film soll vor den Gefahren des Autoritarismus und der staatlich propagandistischen Verzerrung der Realität warnen.
Orwell (Pseudonym von Eric Blair, 1903–1950) wurde zunächst für seine sozialkritischen und wertvollen Werke bekannt, die aus den Verhältnissen der Weltwirtschaftskrise hervorgingen: „Down and Out in Paris and London“ (1933) („Erledigt in Paris und London“) und „The Road to Wigan Pier“ (1937) („Der Weg nach Wigan Pier“).
In einer Zeit, in der sich viele Intellektuelle unkritisch der Kommunistischen Partei zuwandten, stellte sich Orwell, was ihm hoch anzurechnen ist, dem Stalinismus von links entgegen. „Homage to Catalonia“ (1938) („Mein Katalonien“) ist ein ehrlicher Bericht über seine Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) und den Verrat der Stalinisten an der spanischen und internationalen Arbeiterklasse. Später schrieb Orwell „Animal Farm“ (1945) („Farm der Tiere“), eine Fabel über die Russische Revolution und den Aufstieg des Stalinismus (eine satirische Geschichte gegen Stalin, wie er sie nannte), und „1984“ (1949), ein dystopisches Werk über eine gewalttätig totalitäre Gesellschaft, die als Einparteien-Diktatur unter einem Führer namens Big Brother regiert wird.
Pecks Film „Orwell: 2+2=5“ spielt vor dem Hintergrund von Orwells letzten Jahren auf der schottischen Insel Jura, wo er „1984“ schrieb, während sich sein Tuberkulosezustand weiter verschlimmerte, der Anfang 1950 zu seinem Tod führen sollte. Erzähler Damian Lewis, in der Rolle Orwells, erklärt gleich zu Beginn: „Wenn ich mich hinsetze, um ein Buch zu schreiben, dann schreibe ich es, weil ich irgendeine Lüge aufdecken will.“ Dies prägt den im Allgemeinen unkritischen Tonfall gegenüber dem Autor. Orwell gilt als Inbegriff von Ehrlichkeit und Objektivität und durchschaut die Lügen der Machthaber. Orwells Beispiel, so die Andeutung des Films, ist die Antwort auf Putin und Trump, auf Le Pen und Xi.
Durchsetzt mit Sequenzen, die Orwells trostlose Existenz auf Jura darstellen, und Bildern und Sequenzen aus dem zeitgenössischen Leben und der Geschichte des 20. Jahrhunderts (mehr dazu später), die angeblich seine Argumente und Themen illustrieren, zeichnet der neue Film skizzenhaft Blair/Orwells Leben von seiner Kindheit in Indien über seine Ausbildung in Eton bis hin zu einer Anstellung als imperialer Polizist in Burma nach, wo seine politische Bildung über Kolonialismus und Unterdrückung begann.
Orwells wichtige Erfahrungen im Spanischen Bürgerkrieg, wo er als Freiwilliger bei der zentristischen POUM (Arbeiterpartei der marxistischen Einheit) in Katalonien kämpfte, werden nur kurz angeschnitten. Keins der politischen Themen, die im Kampf zwischen Trotzkismus und Stalinismus eine Rolle spielten, wird behandelt. Der Film geht dann auf Orwells Arbeit für die BBC während des Zweiten Weltkriegs, den Tod seiner Frau im Jahr 1945 und die letzte Phase seines Lebens in Schottland ein (als er hauptsächlich für die linksgerichtete Labour-Zeitung Tribune, den Observer und die Manchester Evening News schrieb), während er sich gleichzeitig bemühte, „1984“ fertigzustellen.
Die Darstellung der politischen Ereignisse in „Orwell: 2+2=5“ ist unstrukturiert und schwer nachzuvollziehen. Abgesehen vom Bestreben, auf Episoden hinzuweisen, die die Filmemacher für bedeutsam halten, lässt sich keine erkennbare Methode zur Strukturierung des Materials feststellen. Der Film ist ein Wirrwarr flüchtiger, reißerischer Bilder. (Wer sich daran erinnert oder den Film gesehen hat, dem kommt der italienische „Dokumentar“-Film „Mondo Cane“ (Hundewelt) von 1962 in den Sinn – nur eben stärker auf die Politik bezogen.)
Offenbar werfen Peck und Koproduzent Alex Gibney alles, was ihnen in den Sinn kommt, ohne jede Struktur oder Analyse in das Werk. Das Leid der Rohingya in Myanmar, die russische Invasion in der Ukraine, Colin Powells Lügen vor der UN im Jahr 2003, die Bombardierung Berlins im Zweiten Weltkrieg, Nazi-Gräuel und politische Kundgebungen, Massensterben in Gaza, Bilder von Augusto Pinochet, Ferdinand Marcos, Stalin, Martine Le Pen, Viktor Orbán und Netanjahu, der Putschversuch vom 6. Januar 2021, der brutale Mord an Jamal Khashoggi, Edward Snowdens Aussagen zur NSA-Spionage, die Black-Lives-Matter-Proteste, die Beerdigung von Alexei Nawalny und vieles mehr flimmern vor den Augen des Zuschauers vorbei.
Die verschiedenen Figuren und Ereignisse nehmen zwischen wenigen Sekunden und einigen Minuten Leinwandzeit ein, und ihre zusammenhanglose, quasi willkürliche Art macht „Orwell: 2+2=5“ sowohl irritierend als auch außerordentlich langweilig. Man hat das Gefühl, in die Gedankenwelt eines unzufriedenen, überforderten, halbwegs linksgerichteten Künstlers oder Intellektuellen einzutauchen, der keine fundierte Perspektive auf die von ihm geschilderten Ereignisse besitzt – und das Ergebnis ist, gelinde gesagt, nicht erfreulich. Raoul Peck hat mit „The Young Karl Marx“ (2017) („Der junge Karl Marx“) einen wertvollen Film geschaffen und in anderen Werken die Verbrechen des Kolonialismus und des internationalen Finanzwesens aufgedeckt. Aber hier, mit dem Versuch, die Entwicklung der modernen Gesellschaft anhand von George Orwell zu verallgemeinern, scheitert er kläglich.
Wie soll man die Ereignisse einschätzen, auf die sich der Film „Orwell: 2+2=5“ bezieht, die zum großen Teil beunruhigend oder gar erschreckend sind? Und was ist dagegen zu tun? Der Film nimmt auf Senator Bernie Sanders Bezug, auf Alexandria Ocasio-Cortez, den Filmemacher Michael Moore, Janine Johnson von der liberalen Medienbeobachtungsorganisation FAIR, die kritische Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff, den verstorbenen Medienkritiker Robert McChesney und andere mehr, was auf einen sozialreformerischen Ansatz des Filmemacher hinweist.
(Die Abwesenheit von Julian Assange ist vielleicht nicht überraschend. So war Alex Gibneys „We Steal Secrets: Die WikiLeaks-Geschichte“ (2013), wie die WSWS argumentierte, „eine 130-minütige Maßregelung von Julian Assange“, die sich „nahtlos in die Verleumdungskampagne der Medien und der US-Regierung gegen WikiLeaks“ einfügte.)
Der Film von Peck und Gibney endet mit einer Huldigung an die „Proleten“, wie Orwell sie nannte, das einfache Volk, und mit dem Glauben an deren Anstand und Moralvorstellungen. Dies wirkt wenig überzeugend, da ein Großteil des Films aus Bildern von „einfachen Leuten“ besteht, die schreckliche Dinge tun.
In einem Interview mit Democracy Now! äußerte sich Peck aufschlussreich und erinnerte sich an die Anfänge der Arbeit an „Orwell: 2+2=5“:
Für mich war Kamala Harris die künftige Präsidentin, und trotzdem wusste ich, dass dieses Land und viele andere Länder der Welt die Rückkehr Orwells nötig hatten (…) denn er war einer der herausragendsten Analytiker, wenn es darum ging, wie totalitäre Regime entstehen, aber auch wie jede Art von Machtmissbrauch funktioniert.
Dies zu Kamala Harris, der Vizepräsidentin in der „Genozid-Joe“-Biden-Regierung! Wie dem auch sei, Orwell „erkannte jedenfalls die Anzeichen“ des Autoritarismus, wie Peck weiter ausführte,
den Angriff auf die Presse, den Angriff auf die Justiz, den Angriff auf die Wissenschaft, den Angriff auf jede Institution, die ein Bollwerk gegen Totalitarismus sein kann. Und wir erleben – nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in vielen anderen Ländern, darunter in Europa, Lateinamerika und Afrika –, dass wieder und immer wieder dasselbe Drehbuch gespielt wird.
Der Regisseur verwies später auf die Bürgerrechtsbewegung in den USA als sein Vorbild:
Wissen Sie, das war eine Koalition sehr unterschiedlicher Menschen, sehr unterschiedlicher Bewegungen, und sie haben es geschafft, dieses Land zu verändern.
Der Drang hin zu einer faschistischen Diktatur ist eine bedrückende und gefährliche Realität in den USA, und nicht nur dort. Doch wie die WSWS betont hat, ist es unerlässlich, um Trump und seinesgleichen auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern, zuerst einmal zu verstehen, was diese Gangster repräsentieren.
Trump ist kein durchgedrehter Einzeltäter, sondern der politische Vertreter der amerikanischen kapitalistischen Oligarchie. Er verkörpert eine herrschende Klasse, die sich seit Jahrzehnten sowohl durch Finanzspekulationen und Parasitismus bereichert als auch dadurch, dass sie die Arbeiterklasse unerbittlich in die Armut treibt.
Dem Film „Orwell: 2+2=5“ mangelt es bedauerlicherweise an konkreter, gründlicherKlassenanalyse. Stattdessen bietet er, wie schon erwähnt, hauptsächlich ein Sammelsurium von Eindrücken und Bruchstücken historischer Ereignisse, losgelöst von ihrem sozialen und historischen Kontext. Trump ist schlecht, aber Putin auch. Es gab Hitler … und dann gab es Stalin. Menschen lassen sich leicht täuschen, Demagogen werden nicht hinterfragt, ganze Bevölkerungsgruppen werden manipuliert. „Das Unglück, das auf die Lebenden herabregnet!“
Der Film ist weder aufschlussreich noch hilfreich, er trägt nur zur Verwirrung bei, die in Bezug auf wichtige soziale und historische Probleme vorherrscht.
Muss man George Orwell dafür verantwortlich machen, oder werden sein Name und sein Ruf missbraucht und falsch verwendet?
Das ist eine komplexe Frage. „Orwell: 2+2=5“ verstärkt Orwells Schwächen, aber ja, er trägt zu einem großen Teil die Verantwortung. Seine Entwicklung in den letzten Lebensjahren war, obwohl für seine soziale Schicht und sein Umfeld nicht untypisch, eine negative, hin zum Antikommunismus.
In seinen Regieanmerkungen argumentiert Peck, dass Orwell von einigen „verunglimpft“ und von anderen „dämonisiert“ worden sei.
Und doch steht er allein da, eigenbrötlerisch und trotzig. Ein Visionär. Ein Anarchist im Verborgenen. Ein harter Reporter mit weichem Herzen. Ein Schriftsteller, der die Welt so enthüllt, wie sie wirklich ist.
Ist es wahr, dass Orwell die Welt so zeigte, wie sie wirklich war? Auf der Grundlage der historischen Bilanz kann man dies nicht akzeptieren.
Orwell leistete der internationalen Arbeiterklasse einen wertvollen Dienst, der bis heute Bestand hat, indem er in „Mein Katalonien“ (1938) die stalinistischen Verleumdungen entlarvte, wonach „Trotzkisten“ die Bemühungen der Republikaner während des Spanischen Bürgerkriegs untergraben und angeblich als Agenten des Kapitalismus und Faschismus agiert hätten. In Wahrheit verteidigten die Stalinisten das Privateigentum, den Kolonialismus und den spanischen Kapitalismus generell, sabotierten den Kampf und ermöglichten so den Sieg der Faschisten.
So schrieb Orwell in diesem Werk:
Gleichzeitig steht jeder, der die kommunistische Politik nach einem linksgerichteten Gesichtspunkt kritisiert, in Gefahr, als Trotzkist verschrien zu werden. Wird damit also behauptet, dass jeder, der dem revolutionären Extremismus huldigt, von den Faschisten bezahlt wird? (George Orwell, „Mein Katalonien“, Zürich 1975, S. 220)
Orwell verurteilte die Verleumdungskampagne gegen die Trotzkisten:
Dieser Vorwurf wurde in der kommunistischen Presse dauernd wiederholt, besonders nach dem Beginn des Jahres 1937. Es war ein Teil der weltweiten Kampagne der Kommunistischen Partei gegen den „Trotzkismus“, für dessen spanische Vertretung die P.O.U.M. gehalten wurde. Nach Frente Rojo (dem kommunistischen Blatt in Valencia) „ist Trotzkismus nicht eine politische Doktrin. Trotzkismus ist eine offizielle kapitalistische Organisation; eine faschistische Terrorbande, die sich nur mit Verbrechen und Sabotage gegen das Volk beschäftigt.“ Die P.O.U.M. war also eine mit den Faschisten verbündete, „trotzkistische“ Organisation und ein Teil der „Fünften Kolonne Francos“ (A.a.O., 212)
Für seine Bemühungen, elementare historische Wahrheiten aufzuklären, wurde Orwell vom weltweiten stalinistischen Apparat heftig attackiert.
Dies war der Höhepunkt von Orwells politischem und intellektuellem Schaffen. Sein Werdegang im letzten Jahrzehnt seines Lebens (1940–1950) lässt sich nur verstehen, wenn man die Entwicklung einer Generation linker Intellektueller in dieser Zeit nachzeichnet.
Wie die WSWS 1998 anmerkte:
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden viele frühere „Linke“ schnell zu Antikommunisten. Die vorübergehende Stabilisierung des Weltkapitalismus und des stalinistischen Regimes in der UdSSR sowie die Aufteilung der Welt in Einflußsphären des rivalisierenden imperialistischen und stalinistischen Blocks erzeugte einen gewaltigen Druck auf Sozialisten und radikale Intellektuelle wie Orwell, sich im Kalten Krieg auf die eine oder andere Seite zu stellen.
Bereits 1946 äußerte Orwell in einem Artikel mit dem Titel „Second Thoughts on James Burnham“ (Zweifel bezüglich James Burnham) politisch brisante Aussagen. Er bezog sich darin auf einen Artikel des ehemaligen Trotzkisten und ex-Sozialisten Burnham, der sich rasch dem äußerst rechten Spektrum zuwandte. In dem Artikel mit dem Titel „Lenins Heir“ (Lenins Erbe) argumentierte Burnham, Stalin habe die Russische Revolution nicht „verraten“, „sondern fortgeführt, was von Anfang an angelegt war“. Orwell stimmte dieser ignoranten und reaktionären These, der Grundlage einer der größten Lügen des 20. Jahrhunderts, grundsätzlich zu: dass der Stalinismus die unausweichliche Folge der Oktoberrevolution von 1917 gewesen sei.
Der angeblich kompromisslos ehrliche Orwell verfälschte Trotzkis Analyse bewusst und verkürzte sie auf die Behauptung:
War Stalin nur ein Gauner, der die Revolution für seine eigenen Zwecke missbraucht hat, und wären die Dinge wirklich anders gelaufen, wenn Lenin noch gelebt hätte oder Trotzki an der Macht geblieben wäre? Tatsächlich gibt es keinen triftigen Grund zu der Annahme, dass die Hauptlinien der Entwicklung wesentlich anders gewesen wären. Schon vor 1923 waren die Keime einer totalitären Gesellschaft unverkennbar vorhanden.
(George Orwell, „Second Thoughts on James Burnham“, 1946 (in: Collected Essays, Journalism and Letters of George Orwell, Vol. IV, aus dem Englischen)
Orwell ordnete ebenfalls in vorhersehbarer Weise die Trotzkisten nun, wie zu erwarten war, den „ultralinken Sekten“ zu.
Als Orwell „1984“ schrieb, machte er deutlich, dass dieses Buch wesentlich auf eine Gesellschaft abzielte, die von einer diktatorischen Partei beherrscht und ideologisch von der Gedankenpolizei dieser Partei gestützt wird.
Der Kommunismus ist die dominante Form des Totalitarismus, aber ich habe vor allem versucht, mir vorzustellen, wie der Kommunismus aussähe, wenn er fest in den englischsprachigen Ländern verwurzelt wäre.
Die Argumente in Orwells Artikel „Marx and Russia“ (Marx und Russland) aus dem Jahr 1948, einer zustimmenden Rezension einer Schmähschrift des rechtsgerichteten Akademikers John Plamenatz über den Kalten Krieg („What is Communism?“ 1947), sind wiederum auf unehrliche und falsche Weise konstruiert.
Zunächst wiederholt Orwell das abgedroschene Argument: „Marx hat vorausgesagt, dass die Revolution zuerst in den hochindustrialisierten Ländern stattfinden werde.“ Dann bemerkt er, dass Marx darin wohl Recht hatte:
Die Art von Revolution, die Marx sich vorstellte, konnte in einem rückständigen Land wie Russland, wo die Industriearbeiterschaft eine Minderheit war, nicht stattfinden. Marx hatte sich ein überwältigend mächtiges Proletariat vorgestellt, das eine kleine Gruppe von Gegnern hinwegfegt und dann demokratisch durch gewählte Vertreter regiert. Tatsächlich war es in Russland der Fall, dass die Macht von einer kleinen Gruppe klassenloser Berufsrevolutionäre an sich gezogen wurde, die vorgaben, die einfachen Leute zu repräsentieren, aber weder von ihnen gewählt noch ihnen wirklich rechenschaftspflichtig waren. (Aus dem Englischen)
Tatsächlich war die Oktoberrevolution, wie seriöse Historiker festgestellt haben, ein zutiefst populäres Unterfangen, der demokratischste Massenaufstand der Geschichte. Viele der Schwierigkeiten, mit denen die bolschewistische Regierung letztlich konfrontiert war, resultierten aus der Isolation der Revolution, für die die internationale Sozialdemokratie, mit der Orwell verbunden war, maßgeblich verantwortlich war.
Vor mehreren Jahrzehnten wurde bekannt, dass Orwell 1949 eine Liste mit Namen von Personen, die er als Sympathisanten des Moskauer Regimes betrachtete, an die Informationsforschungsabteilung der britischen Regierung weitergegeben hatte, eine Abteilung des Außenministeriums, die zum Zweck der Organisation antisowjetischer und antikommunistischer Propaganda eingerichtet worden war.
Die WSWS kommentierte dies wie folgt:
(Orwell) war durch die stalinistischen Verrätereien so verbittert geworden, dass er bereit war, mit dem britischen Imperialismus gemeinsame politische Sache zu machen. Er sah in der bürgerlichen Demokratie das „kleinere Übel“ gegenüber dem Stalinismus. Dieses politische Urteil zeugte davon, dass er den Marxismus und eine wirklich revolutionäre Perspektive ablehnte.
Darüber hinaus tat Orwell „die historische Bedeutung der russischen Revolution ab, sah nichts mehr, was von dieser Revolution zu verteidigen wäre, und setzte sich nie damit auseinander, in der Arbeiterklasse eine revolutionäre Führung aufzubauen“.
Diese Fragen müssen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung und Werbung für Pecks „Orwell: 2+2=5“ abgewogen und berücksichtigt werden.
